Die Altlasten auf den Opel-Flächen in Bochum sei überschaubar, alle Probleme nach Einschätzung von NRW.Urban lösbar. Der Rat: Alle Gebäude sollten abgerissen werden. Das Tempo bei der Entwicklung soll hoch bleiben, am Monatsende endlich die Gesellschaft Bochum „Perspektive 2022“ gegründet werden.
Am Ende der Autoproduktion in Bochum wird nicht gerüttelt. Ende 2014 geht der letzte Zafira vom Band. Aber Opel bleibt präsenter in der Stadt als zunächst geplant. Werk II, wo bis zum September noch Getriebe hergestellt wurden, geht nun doch nicht oder zumindest nicht komplett in die Gesellschaft Bochum Perspektive 2022 über. Stattdessen will der Autobauer das in Werk III vom Partner Neovia betriebene Warenverteilzentrum ausbauen und benötigt dazu Flächen auf dem Nachbarareal.
Die Wendung in Sachen Folgenutzung der Opel-Flächen kam auch für NRW.Urban überraschend. Die Experten der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft sollten Konzepte für alle drei Werksareale entwickeln. „Das haben sie auch hervorragend getan“, lobten Joachim Neuser, Sprecher des Wirtschaftsministeriums, und Opel-Sprecher Alexander Bazio am Rande des zweiten Werkstattgesprächs am Freitag mit 80 Teilnehmern im Veranstaltungszentrum der Ruhr-Universität unisono.
Die Pläne für Werk II und III wandern indes vorerst in die Schublade. Der Fokus bei der Entwicklung liegt auf den 69,9 ha von Werk I, von denen 45 ha als gewerblich und industriell nutzbare Fläche überbaut werden können. Betriebe zwischen 2000 m² und 15 ha Flächenbedarf sollen sich nach der Vorstellung von NRW-Urban-Geschäftsführer Prof. Rolf Heyer ansiedeln – im Branchenmix. Im Kern gehe es um „wissenbasierte Gewerbeproduktion“ und um die Organisation eines Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um bekannte Mittelständler mit Platzbedarf für neue Produkte ebenso wie für Startups.
Arbeitsplätze können nicht 1:1 ersetzt werden
Mehr als 3000 Beschäftigte sind momentan noch für Opel in Bochum tätig. Etwa 50 Prozent aller Beschäftigten kommen aus der Stadt, die andere Hälfte aus dem Umland.
Bedeckt halten sich die Experten noch in der Frage, wie viele Arbeitsplätze genau auf den Opel-Flächen neu zu schaffen sind. Das hänge von der Detailplanung und von vielen Faktoren ab. Nur so viel lassen sie wissen: Einen Eins-zu-eins-Ersatz werde es nicht geben.
So schnell die Grundzüge für eine Folgenutzung erstellt wurden, so schnell muss es weitergehen. In den 18 Monaten bis zur Übergabe der Fläche von Opel an die Perspektive 2022, deren Gründung Ende des Monats der Rat in einer Sondersitzung beschließen soll, müssen Baurecht geschaffen, Detailplanung betrieben und Abrisse vorbereitet werden.
„Langfristig ist die Nutzung der Gebäude nicht mehr tragfähig, sie müssen abgerissen werden“, so Heyer. Allein die 70 000 m² große Halle 3 eigne sich noch für eine Übergangsnutzung. Erfreulich sei, dass die Altlasten des Bergbaus aber auch von Opel nach bisherigen Erkenntnissen überschaubar sind. „Alle Probleme sind lösbar.“
Gelegen kommt bei der Erschließung von Werk I, dass diese vom Opel-Ring und von der Wittener Straße aus möglich sei. Gekennzeichnet sein werde das Areal in Zukunft von zwei großen, grünen Bändern, die es durchschneiden und zur Überbrückung des Höhenunterschieds von 14 Metern zwischen Nord- und Südrand dienen.
Bedeckt hält sich Opel nicht nur in der Frage, wie viel Hektar es von Werk II nutzen und nicht in die gemeinsam mit der Stadt zu gründende „Perspektive 2022“ einbringen will. Auch über das Ergebnis der Wertermittlung, die Mitte Dezember abgeschlossen war, hält es sich bedeckt. Zahlen kündigt Sprecher Bazio für die Sondersitzung des Rats Ende Januar an.