Bochum. . Die Bochumer Traditionsfirma Baltz hat sich den 6000 Quadratmeter großen Telekom-Komplex direkt gegenüber des Rathauses gesichert. Inhaber Andor Baltz bestätigte dies gegenüber der WAZ: „Wir freuen uns jetzt auf den Investorenwettbewerb und freuen uns auf gute Entwürfe

Die Nachricht ist eine Sensation. Das 1827 gegründete Bochumer Traditionsunternehmen Baltz hat die Riesenimmobilie Telekomblock im Herzen der Innenstadt erworben. Über die Höhe des Kaufpreises des Objektes mit seiner Grundfläche von rund 6000 Quadratmetern wurde allerdings Stillschweigen vereinbart. Der bundesweit tätige Makler und Immobilienentwickler Corpus Sireo hat das Geschäft offenbar im Auftrag des Eigentümers Telekom abgewickelt. „Um die Weihnachtszeit wurden die Verträge unterzeichnet“, bestätigt Baltz-Geschäftsführer Andor Baltz.

Damit sichert sich eines der ältesten – 1827 gegründet – und erfolgreichsten Bochumer Familienunternehmen den Zugriff auf ein Areal, dem im Rahmen der künftigen Entwicklung der Innenstadt eine gar nicht hoch genug einzuschätzende Bedeutung zukommt. Wie berichtet, tagt am 31. Januar das Preisgericht, das die eingegangenen Investoren-Entwürfe zur Entwicklung des Gesamtkomplexes – Telekomblock, Schlegel-Gelände, ECE-Grundstück (dort sitzt unter anderem die EGR) und als größtes Gelände der derzeitige Justizkomplex bewerten wird. Die Justiz wird in spätestens zwei Jahren in ihr neues Gebäude am Ostring wechseln. Dort kommen die Bauarbeiten bei derzeit mildem Wetter gut voran.

Andor Baltz will die Kaufentscheidung nicht als Blockade von städtischer Entwicklung verstanden wissen. In den vergangenen Jahre hatte er sich mehrfach auch kritisch mit der geplanten Errichtung eines großen Einkaufszentrum auseinandergesetzt. „Im Gegenteil, wir begrüßen den Wettbewerb und können jetzt mitgestalten. Der Telekomkomplex wird mit Sicherheit keine Ruine werden.“

Bieterverfahren für Einkaufszentrum: Preisgericht tagt noch im Januar

Im Bieterverfahren war die maximale Fläche des Einkaufszentrums auf 20.000 Quadratmeter begrenzt worden, auch auf Drängen des Bochumer Einzelhandels. Dabei sollen 5.000 m² auf den Telekomblock (jetzt Baltz) entfallen und etwa 15.000 für das Justizareal. Andor Baltz kann sich viele Möglichkeiten der Entwicklung vorstellen. Außer Handel sei etwa an ein Hotel oder auch Dienstleistungen gedacht. Fest stehe, dass der wichtige Telefonknotenpunkt der Telekom vorerst im Gebäude bleiben wird.

Es gilt indes als sicher, dass der Bebauungsplan für das Telekomareal geändert werden muss. Dazu Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch (SPD): „Derzeit ist das für die Post festgelegt, was aber so sicher nicht bleiben wird.“ Denkbar sei, dass ein Teil des alten Gebäudes erhalten bliebe und ein Teil des Seitenflügels zur Viktoriastraße hin abgerissen werde. Aber da will der Stadtbaurat den Wettbewerbsergebnissen nicht vorgreifen.

Nach Informationen der WAZ sind noch zwei Investoren interessiert. Ursprünglich habe es sechs interessierte Gruppen gegeben. Von zweien liegen jetzt offizielle Absagen vor. Als realistische Investitionssumme für ein Einkaufszentrum sind etwa 200 Millionen Euro im Raum. Dies hänge jedoch auch von der Art der architektonischen Lösung ab.

Oberbürgermeisterin Scholz: „Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung“

Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz erklärte sich in einer ersten Stellungnahme zu der für viele überraschenden Wendung im Poker um diese Filetgrundstücke in der City: „Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung. Die Firma Baltz übernimmt mit dem Erwerb des Telekomblocks Verantwortung für die Weiterentwicklung des Einzelhandelstandortes und der Bochumer Innenstadt. Die Entscheidung zeigt die enge Verbindung und das große Engagement der Firma Baltz mit Bochum. Ausgehend vom Investorenwettbewerb wird die Stadt Bochum in Abstimmung mit dem neuen Eigentümer des Telekomblocks die städtebauliche Entwicklung vorantreiben.“