Bochum.David Bösch will Shakespeares Othello als Getriebenen zwischen Liebe und Wahrheitssuche zeigen. Rassismus spielt dabei praktisch keine Rolle
Ein Mann bringt seine junge schöne Frau um, weil er an der Liebe zweifelt. Dazu muss er nicht der „Mohr von Venedig“ sein, findet Regisseur David Bösch und kürzt das Motiv „Rassismus“ quasi komplett heraus aus seiner Othello-Deutung, die am Samstag im Schauspielhaus Premiere feiert. Matthias Redlhammer spielt den komplett Schuhcreme-freien General Othello, Friederike Becht seine geliebte Desdemona und Felix Rech gibt den Intriganten Jago.
Mit lediglich sechs Schauspielern (neben dem Trio sind das Florian Lange als Cassio, Xenia Snagowski als Emilia und Daniel Stock als Roderigo) will Bösch auskommen. Möglich werden soll das durch eine neue Erzählweise des ersten Aktes. Der ehemalige Hausregisseur will in der Tragödie zunächst eine echte Liebe zeigen, ein großes Glück. So gut, dass fast unvorstellbar ist, dass es zerstört werden könnte. „Das braucht es für die Fallhöhe“, so Bösch. Doch wie ein jeder weiß: die Liebe zwischen dem 29 Jahre älteren General, einem „Fremden“ in der Stadtgesellschaft, und der schönen Frau wird tödlich enden. Auslöser wird das von Jago durch fiese Intrigen induzierte Gefühl sein, hintergangen worden zu sein.
Eine moderne Erkenntnis
Jenes oft sehr konkrete Gefühl, sich nicht mehr verlassen zu können, auf das, was einem Augen und Ohren vermeintlich sagen oder gesagt haben. Oder anders: die sehr moderne Erkenntnis, dass zwischen dem, was in einem Kopf vorgeht und der realen Welt eine ziemlich große Differenz herrscht. Um diesen Gedanken zu vertiefen, bedient sich die Inszenierung textlich auch aus dem Libretto der Verdi-Oper von 1886, die solch zuweilen nietzscheanisches Gedankengut deutlicher transportiert.
David Böschs auf gut zweieinhalb Stunden geschätzter „Othello“ ist die erste Schauspielhaus-Inszenierung des Stoffes seit 1961 Hans Schalla Regie führte. Seither ist die Eifersuchts -Tragödie zwar mehrfach gezeigt worden, doch stets als Gastspiel. Zuletzt war es im Jahr 2010 als Elmar Goerden zum Abschluss seiner Intendanz das K15-Festival initiierte und „Othello“ in der Inszenierung von Peter Sellars holte. Damals spielte John Ortiz den General, daneben Philip Seymour Hoffman als Jago und der heutige Hollywood-Star Jessica Chastain als Desdemona.
Die Premiere findet am Samstag, 18. Januar, 19.30 Uhr statt. Es gibt noch Restkarten. Weitere Vorstellungen im Januar: 25.+31.1., 19.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse oder unter 0234/ 33 33 55 55.