Bochum. SPD-Fraktionschef Peter Reinirkens sagt, Bochum habe das „urbane Lebensgefühl“ für eine zentral gelegene, große Skateranlage. Die Verwaltung wird nach dem Willen von SPD und Grünen Vorschläge dazu ausarbeiten. In der Skater-Szene herrscht große Vorfreude über das mögliche Projekt.

„Das hört sich super an.“ Shane Kotte ist schon jetzt begeistert. Die Aussicht, dass Bochum mittelfristig eine große Skateranlage bekommt, versetzt den 22-Jährigen aus Harpen in Verzückung. Als ambitionierter Amateurfahrer, dem das deutschlandweit erscheinende Monster Skateboard Magazin in seiner jüngsten Ausgabe eine siebenseitige Geschichte widmet, sieht er bessere Bedingungen, einen regen Austausch unter Aktiven und jede Menge Spaß am Horizont heraufziehen. „Jeder Skater in Bochum würde eine solche Anlage begrüßen. Wir würden bestimmt einen regen Zulauf bekommen.“

Wenn es so kommt, was sich Peter Reinirkens ausgedacht hat. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat sieht in Sachen „Skaterpark“ großen Handlungsbedarf und hat bei den Haushaltsberatungen Ende 2013 mit seiner Fraktion und dem grünen Koalitionspartner beschlossen, das Thema voranzutreiben. Der Auftrag an die Verwaltung lautet nun: Bis zum Frühjahr sollten Vorschläge ausgearbeitet werden für den Bau einer zentral gelegenen großen Skateranlage „vergleichbar den Bowls in Bonn, Frankfurt oder Berlin“.

„Es gibt das urbane Lebensgefühl dafür in Bochum“, ist Reinirkens überzeugt und führt etwa die Erfahrungen mit Urbanatix an. Funsport auf zwei oder vier Rädern, coole Stunts und lässiges Treiben in der Stadt sind angesagt. Auch und gerade in Bochum.

Nicht nur bloße Wahlkampflyrik

„Das kann ich nur unterstreichen“, hofft auch Volker Brunswick, dass die Idee vom Park nicht bloß „Wahlkampflyrik“ ist, wie er sagt, sondern ernsthafte Aussichten auf eine Umsetzung hat. Denn der Bedarf sei da. „Deshalb haben wir ja auch mit privaten Mitteln unsere Anlage gebaut“, sagt der 47-Jährige. Er ist Betreiber des Boom-Stores an der Kortumstraße und hat vor zweieinhalb Jahren auf dem Gebäude am Bermudadreieck eine Skateranlage errichten lassen. Sie ist Anlaufstelle für die Szene und nach Einschätzung von Kotte, der eine Ausbildung im Boom-Store absolviert, neben einer Location in New York die weltweit einzige dieser Art.

Konkurrenz durch einen öffentlichen Skaterpark fürchtet Brunswick nicht. „Wir betreiben unsere Anlage ja nicht aus kommerziellen Gründen. Der Zugang ist frei.“ Mehr Angebot schaffe womöglich mehr Nachfrage. Das käme wohl auch seinem Geschäft zugute.

Wo genau der Skaterpark stehen könnte, ist noch völlig offen. „Wir sind absichtlich nicht mit einem fertigen Konzept angetreten, sondern wollen eine Diskussion in Gang setzen“, sagt Initiator Peter Reinirkens. Wohlwissend, dass allein die Standortfrage eine sehr sensible ist. „So ein Park muss unbedingt zentral liegen“, sagt Brunswick. Er muss gerade für Jugendliche gut und möglichst schnell zu erreichen sein.

Aber er darf auch nicht mit nachbarschaftlichen Interessen kollidieren. „Da hat es bei uns auch erst Bedenken gegeben“, sagt Brunswick. In den zweieinhalb Jahren seit Eröffnung aber habe es keine einzige Beschwerde gegeben.

Standortfrage könnte schwierig werden

Mögliche Plätze für eine Skateranlage gibt es genügend im Zentrum Bochums und der näheren Umgebung. Sie reichen vom Husemannplatz über den Stadtpark oder das Gelände an der Jahrhunderthalle bis zur Schmechtingwiese vor dem Bergbaumuseum. Dem Vernehmen nach könnte es um eine 1000 Quadratmeter große Anlage mit einem Investitionsvolumen von 700.000 Euro gehen.

Viel Geld für einen Nischensport, der indes an Bedeutung gewinnt und für Einsteiger kaum Hürden aufweist. In der Nachbarschaft ist das längst bekannt. „In Herne sind im vergangenen Jahr zwei Anlagen entstanden, Gelsenkirchen hat neuerdings auch eine“, sagt Volker Brunswick.

Die Szene lässt sich klar definieren: „Der Sport ist eher maskulin“, sagt Brunswick. Er spricht Jungs im Alter von 5 oder 6 Jahren ebenso an wie Jugendliche, junge oder nicht mehr ganz so junge Erwachsene.

Wie gefragt das Skaten auch in Bochum ist, hat sich vor einiger Zeit zum Beispiel in Querenburg gezeigt. Dort hatte sich am Technologiezentrum eine regelrechte Szene etabliert. „30 bis 40 Leute waren da immer anzutreffen“, weiß Brunswick. Bis das Skaten dort verboten wurde.