Bochum.

Der Kunstraum Unten zeigt die so beeindruckende wie verstörende Ausstellung „Menschenbilder“ der jungen koreanischen Künstlerin Yun Nam. Zu entdecken ist ein ausgeprägtes handwerkliches Talent.

Was macht Marilyn Monroe in Michelangelos „Jüngstem Gericht“? Und wieso hantieren die Gestalten um sie herum mit Schusswaffen und Apple-Produkten? Außerdem bevölkern Dutzende gelber Smileys das Bild. Die Koreanerin Yun Nam hat diese Bildaussage zu verantworten. Die Künstlerin, die seit 2009 an der Kunsthochschule Kassel studiert, zeigt ihre erst zweite Einzelausstellung im Kunstraum Unten. Zu entdecken ist eine handwerklich virtuose Malerin und Zeichnerin.

Die äußerst detaillierten und verweisreichen Annäherungen an die Klassiker sind die ältesten Bilder der kleinen Schau. In ihnen denkt die junge Künstlerin noch sehr über ihre Position in der Kunstgeschichte nach, arbeitet an der Schnittstelle von Zitat und Coverversion, Original und Kopie und an der eigenen Spur im Bild.

Eine andere Werkgruppe verstört dagegen seit einigen Tagen vereinzelt die Passanten im U-Bahnhof. Im dem Laden gegenüberliegenden Schaufenster sind sehr bunte Bilder gehängt. Die fröhliche Farbigkeit lockt Neugierige, die sich aber nicht immer über die beim nähren Hinsehen sich auftuenden Motive aus Operationssälen freuen. In fein zisiliertem Strich hat Yun Nam gefundenes medizinisches Bildmaterial im realistischen Duktus zu Rundgemälden transformiert.

Es sind „Menschenbilder“ - so ja auch der Titel der Ausstellung -, die einerseits die Verletzbarkeit des Körpers zeigen, andererseits auf die Vielfältigkeit des Blickes verweisen. Ästhetik muss nicht immer zur Wohlfühl-Kur werden, die Bilder von Yun Nam können, gerade hier platziert, auch ein Statement gegen eine allgemeine Oberflächlichkeit sein.

Diese verläuft sich allerdings nicht in einer einfachen Medien- und Bilderkritik. Das zeigt eine andere Werkgruppe. Tuschezeichnungen, extrem fein gearbeitet, denen man entsprechend den langen, konzentrierten Arbeitsprozess ansieht, reproduzieren ebenfalls in den Medien gefundene Bilder. Es sind oft spektakuläre Nachrichtenbilder, die, zu Rundbildern verarbeitet, ebenfalls oftmals einer Ästhetik im Schrecken nachspüren. Dabei geht es der Künstlerin nicht um die politische oder gesellschaftliche Einsortierung des Abgebildeten. „Ich finde den Prozess wichtig“, sagt sie über dieses Bilder.

Ihre beeindruckenden handwerklichen Fähigkeiten stellt auch eine kleine Serie von Akten heraus. Es sind präzise Körperstudien, die von der Koreanerin nach eigenen Angaben „zwischendurch“ gezeichnet werden, ohne Bild und Modell. Auch darin findet sich ein leicht abgründiger Zug, sind die Akte doch zumeist versehrt. Sehr wahrhaftige „Menschenbilder“.

Die Vernissage zur Ausstellung beginnt am Freitag, 10. Januar, 19 Uhr im Kunstraum Unten in der Zwischenetage des U-Bahnhofs „Schauspielhaus“ (Hattinger Straße 1). Eintritt frei.

Öffnungszeiten sind bis zum 14. Februar immer dienstags und freitags 15.30 bis 18.30 Uhr.