bochum. . Beim Last-Minute-Kauf an Silvester spielt Sekt im Getränkemarkt keine Rolle. Der Bochumer trinkt Bier – und das ganzjährig, wie der Besitzer eines Getränkehandels in Gerthe erklärt. Experten greifen beim Einkauf ganz hinten ins Regal, weil dort das Bier frischer ist.

Feiertage kommen ja immer sehr plötzlich, das gilt auch für Silvester. Und so wundert es wohl kaum, dass am Dienstag kurz vor zwölf „noch ein Bus ankommt“, wie es Michael Muth vom gleichnamigen Getränkehandel in Gerthe formuliert. Kundin Tatjana Overwien packt noch rasch zwei Tüten Chips in ihren Jutebeutel an der Kasse, „dann muss ich nicht mehr in den vollen Supermarkt“, sagt sie.

Getränketechnisch scheinen sich am letzten Tag des Jahres alle Kunden im Laden einig zu sein: Unangetastet präsentiert sich die große Sektauswahl neben den Süßigkeiten, auch das Prosecco-Regal bleibt gut gefüllt. Champagner? Vergessen Sie es! Der Bochumer trinkt Bier – und das ganzjährig.

In Kisten und Fässern rollen es Männer wie Frauen zielstrebig auf dem Getränkewagen Richtung Auto hinaus. „Ich trinke eben am liebsten Pils“, sagt auch Ernst Steinbach, Sekt hat er noch von Weihnachten übrig und überhaupt – das Kribbelwasser bleibt seiner Frau vorbehalten.

Exakt die gleiche Aussage kommt auch von Kunde Volker Punge, der sich ebenfalls im letzten Moment auf den Weg zum Fachhandel gemacht hat. Warum so spät? „Ganz einfach“, sagt auch der 30 Jahre alte Oliver Lerch. „Ich habe nun endlich Urlaub, und somit auch Zeit, in aller Ruhe einzukaufen.“ Was in seinem Wagen landet?“ Natürlich das kühle Blonde. „Und das schmeckt frisch geholt eben am besten.“

Käufer in Partylaune

Dabei gehen die Kunden sogar so weit, dass sie vorzugsweise nach den Kisten im Regal ganz hinten greifen, „das ist eine Woche länger haltbar“, weiß Michael Muth. Ob es bei einem durchschnittlichen Mindesthaltbarkeitsdatum von sechs Monaten überhaupt nötig ist, bleibt allerdings fraglich. Die wenigsten Flaschen werden es wohl angesichts der Partylaune der Käufer bis zum frühen Morgen des Neujahrtages geschafft haben.

Und was ist nun mit dem Sekt? Den haben sich nahezu fast alle zuvor im Supermarkt besorgt. „Die großen Ketten schmeißen Angebote raus, teilweise sogar unter dem Einkaufspreis, da können wir einfach nicht mithalten“, sagt Robert Wiencek, Mitarbeiter bei „Muth.“ Aber er weiß auch: „Wir haben viele Stammkunden – und die kaufen eben am liebsten ihre alt bewährte Biersorte.“ So ist es halt der Bochumer, rustikal und bodenständig, da macht er auch im neuen Jahr keine Ausnahme.