Shradda hatte keine Zukunft. In einem der erbarmungswürdigen Slums am Stadtrand von Mumbai schien das Leben des Mädchens vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Das war 2003. „Heute ist Shradda eine erfolgreiche junge Frau. Sie wohnt mit ihrer Familie noch immer im Slum, hat aber das Bachelor-Studium abgeschlossen und macht ihren Master“, berichtet Rita Römert-Steinau: stolz, dass ihr Hilfsprojekt für benachteiligte Mädchen und Frauen in Indien seinem Namen alle Ehre macht.

„Chance auf Leben“ ist Titel und Programm des Vereins, den Rita Römert-Steinau 2003 gegründet hat. Als Stewardess hatte sie Indien mehrfach besucht – und war entsetzt über die Armut an Gütern und Bildung, die trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs gerade Mädchen trifft: „Sie sind traditionell weniger wert, haben kaum eine Chance, einen Weg aus dem perspektivlosen Dasein zu finden.“

Nur Bildung führt aus der Armut

Rita Römert-Steinau (Ehefrau des ehemaligen Bergmannsheil-Chirurgen Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau) macht sich zur Aufgabe, Hilfe zu leisten. Nicht allein mit Geldspenden. Sondern mit Unterstützung, die dauerhaft währt und wirkt. Mit ihren Vorstandskolleginnen Birgit Ruhe, Claudia Schaefer, Christiane Weger, Lisa Frerick-Overmeyer und weiteren Mitstreitern wirbt sie für Patenschaften: „Zehn Euro im Monat reichen, um Mädchen und jungen Frauen eine schulische und universitäre Ausbildung zu ermöglichen. Denn Bildung ist die beste Basis für Hilfe zur Selbsthilfe. Sie ist der Schlüssel für den Weg aus der Armut.“

Mehr als 250 Patenschaften hat der Verein in den vergangenen zehn Jahren organisiert. Verwaltungskosten fallen nicht an: Die Gelder kommen 1:1 bei den Ärmsten der Armen an. Die Hilfe ist nachhaltig. Römert-Steinau: „Aus den gebildeten Mädchen werden Mütter, die ihre Töchter zur Schule schicken.“ Vehement kümmert sich der Verein auch um die Infrastruktur. 15 Trinkwasserbrunnen wurden mit den Dorfbewohnern gebaut, sechs Dorfzentren errichtet, in denen Frauen und Mädchen Obdach und Bildung (u.a. in Näh- und PC-Kursen) finden. Jüngstes Projekt: eine Mutter-Kind-Fürsorge. Sechs Monate vor und nach der Geburt werden Mütter und ihre Babys betreut. „Wir wollen die hohe Sterblichkeit bei Müttern und Kindern drastisch senken“, sagt Rita Römert-Steinau, die mit Claudia Schaefer jetzt zehn Tage vor Ort war und sämtliche Projekte besuchte. 500 000 Euro hat „Chance auf Leben“ seit 2003 gesammelt. Tausenden Mädchen und Frauen wurde und wird geholfen. So auch Shradda, die längst von einer erfolgreichen Zukunft träumen darf.