Bochum.Die Kindertheatergruppe Truffaldinos brachte in der Rottstraße 5 schon ihre vierte Produktion unter Leitung von Tanja Grix heraus. Ein Probenbesuch
„Justus, du bist zu früh mit der Banane!“ Die Stimme von Tanja Grix schallt durch das Betongewölbe des Rottstr5-Theaters. Ein fragender Blick, dann tippelt eine Horde Kinder, teils schon im Affenkostüm, teils noch in Straßenkleidung auf die Bühne. Aus der durchlöcherten Wandverkleidung des Off-Theaters sprießen heute grüne Ranken und Scheinwerfer tauchen die Bühne in ein schummriges Grün. Gleich beginnt die Aufführung, und das Kinderensemble des Rottstr5-Theaters.
Tränen bei der ersten Hauptrolle
Die „Truffaldinos“, gehen noch ein letztes Mal den Ablauf durch, bevor sie das „Dschungelbuch“ zum dritten Mal in Folge auf die Bühne bringen. Doch an diesem Sonntag läuft einiges anders: Einige Darsteller sind kurzfristig krank geworden und so müssen Rollen umbesetzt und Text-Unsicherheiten geglättet werden. Die Aufregung ist groß. „Hey, nicht weinen.“, ertönt es plötzlich, als bei Hauptdarstellerin Emma vor Nervosität die Tränen fließen. Schon scharrt sich ein besorgter Kindertrupp um das Mädchen, das heute zum ersten Mal die Hauptrolle des Mogli spielen soll. Seit vier Jahren schon gibt es die Truffaldinos, und das „Dschungelbuch“ ist ihr viertes Theaterstück. Regisseurin Tanja Grix arbeitet mit 22 Kindern im Alter von 8 bis 14 Jahren für ein Jahr an einem Stück, das dann in der Adventszeit zur Aufführung kommt.
„Cool,mal einen Typen zu spielen“
„Das Wesentliche im Umgang mit den Kindern ist Einfühlungsvermögen und sie ernst zu nehmen“, so beschreibt die Regisseurin ihre Arbeit. „Jedes einzelne Kind hat das Recht sich entfalten zu können.“ Die quirligen Truffaldinos sind mit Begeisterung dabei: „Im Theater kann man das Gegenteil von dem spielen, was man im echten Leben ist“, erzählt Emily Leimbach, die den bösen Tiger Shir-Khan spielt, und Nura Vormann alias Affenkönig King Louie pflichtet ihr bei: „Es ist cool, mal einen Typen zu spielen.“
Steigerung des Selbstwertgefühls
Doch neben spielerischem Rollentausch, witzigen Probenpannen und neuen Freundschaften bewirkt das Theaterspiel mehr: „Eine Steigerung des Selbstwertgefühls, das Erlernen, eigene Gefühle auszudrücken und auch, mal mit kleineren Enttäuschungen umzugehen“, sagt Grix . Deswegen machen sich die Truffaldinos heute gegenseitig Mut. Ein kurzes „Gruppenkuscheln“, dann nehmen sich alle Kinder an die Hand und es gibt eine schwungvolle La-Ola-Welle: „Emma, du schaffst das!“.
„Über ihre Grenzen“
Jetzt beginnt die Aufführung. Auch zum dritten Mal begeistern die Truffaldinos mit einer charmanten Adaption des Disney-Klassikers, Emma spielt einen überzeugenden Mogli. Für Grix die schönste Anerkennung für die manchmal stressige Probenarbeit: „Ich freue mich, wenn die Truffaldinos mal wieder über ihre Grenzen hinausgegangen sind.“