Bochum. Nach einer Typhus-Erkrankung vor drei Jahren brauchte Manuel aus Angola dringend Hilfe. Er wurde an der Helios St. Josef-Klinik in Bochum-Linden behandelt. Über die Oberhausener Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International kam er nach Deutschland.
Hin und wieder, wenn niemand hinschaut, lupft er sein geringeltes Shirt, blickt auf die frische längliche Narbe, ganz so, als könne er es noch immer nicht fassen, dass sein Bauch wieder zu ist. „Manuel ist mit offenem Bauch aus Angola hierher geflogen“, sagt Prof. Dr. Gabriela Möslein, Chefärztin der chirurgischen Abteilung der St. Josef-Klinik in Linden. Nach Deutschland kam der Zehnjährige über die Oberhausener Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International. Bereits seit 1999 arbeitet das Friedensdorf Oberhausen eng mit der Lindener Klinik zusammen. Zwei Mal pro Jahr werden 80 schwer kranke Kinder, meist aus Angola und Afghanistan, in das Friedensdorf eingeflogen, um medizinisch behandelt zu werden. So wie Manuel Joao.
Manuel erkrankte 2010 an Typhus, wurde operiert, es kam zu Komplikationen. „Sein Dünndarm öffnete sich zur Bauchdecke“, erklärt die Chefärztin. Die Nahrung konnte er somit nicht bei sich behalten. Spindeldürr ist der Junge noch immer, der wie die Ärztin betont, „schon ordentlich zugenommen hat.“
In der Klinik hat sich Manuel pudelwohl gefühlt
Pudelwohl fühlt er sich in der Klinik, ist er doch das einzige Kind auf der ganzen Station. „Normalerweise behandeln wir hier keine Kinder“, so die Chefärztin der Chirurgie, die für die Operation auf ihr Honorar verzichtete. „Ich habe das gerne gemacht, einer muss ja helfen“, sagt sie. Mit Manuel versteht sie sich blendend, der Junge mag sie – das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Vertraut sprechen beide spanisch miteinander. „Eigentlich erstaunlich, weil doch portugiesisch seine Landessprache ist.“ In seiner Muttersprache kann er dafür mit Steven Gomes kommunizieren, der absolviert derzeit sein Freiwilliges Soziales Jahr an der Klinik. Auf Anhieb kamen der zehnjährige Patient und der 18 Jahre alte Helfer miteinander klar.
„Ich war bei ihm, als er aus der Narkose erwachte, Manuel war total aufgeregt, hatte Angst“, erinnert sich Gomes an den Zustand des Kindes noch vor drei Wochen. Mittlerweile scherzen die beiden viel miteinander, Manuel darf sogar mit dem Smartphone von Steven spielen. „Pass nur auf, dass er nicht zu Hause anruft“, ruft ihm Mona Emamzadea vom Friedensdorf auf Deutsch zu. Es gilt nämlich eine Regel: „Es darf keinen direkten Kontakt zu den Eltern geben, so lange sie nichts von den Kindern hören, geht es ihnen gut.“
Noch bis Mai wird Manuel in Oberhausen bleiben müssen, so lange, bis die nächsten 80 Kinder kommen. Die Klinik und das Personal wird er vermissen, von seinen Eltern und Geschwistern ganz zu schweigen. Traurig nickt er, wenn man ihn nach der Familie fragt – und blickt dabei für einen kurzen Moment wieder auf seine Narbe.