Ralf Marczinczik (47) hat einen Preis mit einem Comic über ein besonderes Fußballspiel gewonnen. Er hat „Niemandsland“ gezeichnet und geschrieben. Für die Deutsche Akademie für Fußballkultur ist das der „Fußballcomic des Jahres“. Der Preis, mit 5 000 Euro dotiert, wurde in diesem Jahr das erste Mal ausgelobt. Im WAZ-Gespräch erläutert der Bochumer die Hintergründe der Entstehung seines Werks.

Sie sind in Wattenscheid geboren. Da muss man doch Fan der SG Wattenscheid 09 sein, oder?

Ralf Marczinczik: Nein. Ich bin zwar in einer Dynastie von Fußballfans aufgewachsen. Mein Vater besucht immer noch die Spiele der SG Wattenscheid 09. Ich aber habe mit Fußball überhaupt nichts am Hut. Ich bekomme Fußball nur mit, wenn der VfL Bochum ein Heimspiel hat und die Fans bei mir an der Wohnung vorbeilaufen. Das finde ich gut, das belebt die Ecke.

Warum haben Sie dann bei einem Wettbewerb mitgemacht, bei dem es um Fußball geht?

Ich habe Interesse an der Klammer darüber. Fußball bringt die Leute zusammen.

In Ihrer Geschichte „Niemandsland“ werden Menschen „zusammen gebracht“, die sich gerade im Krieg gegenüber stehen.

Deswegen hatte ich dieses Fußballspiel an Weihnachten 1914 an der Westfront bei Frelinghien-Houplines schon auf dem Schirm. Dieses Spiel hat ja auch wirklich stattgefunden. Außerdem geht das in die Richtung meines aktuellen Projektes, „Weisse Lügen“, das ist ein Ruhrgebietsroman.

Wie lange haben Sie von der Idee bis zur Umsetzung gebraucht?

Das ging relativ schnell. Einen Tag habe ich für das Zeichnen gebraucht, dreiviertel Tag für den Text. Es war von Vorteil, dass es eine klare Vorgabe gab: eine Seite.

Die Recherche wird länger als zwei Tage gedauert haben.

Stimmt. Das aber macht besonders Spaß, ist eben auch extrem wichtig. Die Details müssen stimmen. Also wie hat so ein Fußball 1914 ausgesehen, wie die Uniformen, wie die Menschen. Herausgefunden habe ich, dass Witten 92 der erste Fußballverein in Deutschland war. Das war ja quasi hier um die Ecke.

Die Feier, die Preisübergabe war es nicht.

Nein, das war in Nürnberg, beim Fußball-Fachmagazin Kicker, das auch am Wettbewerb beteiligt war. Die haben sich echt Mühe gegeben, das cool zu machen. Günther Netzer war da, Philipp Lahm, der mit in der Jury war, war per Videobotschaft zugeschaltet. Meine Laudatio hat Felix Görmann gesprochen. Er ist selber ein mehrfach ausgezeichneter Zeichner. Von dem habe ich immer gedacht, dass ich seinen Ansprüchen nie gerecht werden könnte.