Der Versicherungskonzern Knappschaft-Bahn-See hat in seinem Rechenzentrum seit Mitte Oktobereinen neuen Großrechner stehen, mit dem Millionen von Versichertenkonten verwaltet werden.

Wenn die Sozialversicherungsfachangestellte Noura Said Kunden berät, dann will sie zuallererst wissen, wer ihr auf der anderen Seite ihres Schreibtisches gegenüber ist. Sie blickt auf den Bildschirm vor ihr, schiebt ihre Computermaus über den Tisch, und öffnet mit einem Klick ein Programm. Auf dem Bildschirm erscheint das Versichertenkonto, mit „allen Daten, die auf der Versichertenkarte direkt ersichtlich sind“, sagt Said, „und noch einige personenbezogene Daten mehr“. Zum Beispiel Vermerke über Gespräche, die der Kunde irgendwann nicht mit Said, sondern mit einem ihrer Kollegen geführt hat. „Das ist für mich sehr, sehr hilfreich“, sagt die 30-Jährige.

Sie sitzt in der Geschäftsstelle des Versicherungskonzerns Knappschaft-Bahn-See an der Pieperstraße. 2,1 Kilometer entfernt blinken jetzt grüne Lämpchen auf, in einem Raum im Erdgeschoss des Bomin-Hochhauses. Es ist das Rechenzentrum des Konzerns. Der Raum ist hochgradig gesichert. Nur wenige Knappschafts-Mitarbeiter dürfen ihn betreten.

Seit Mitte Oktober steht dort „einer der leistungsfähigsten zivilen Computer in Deutschland“, wie das Unternehmen stolz in einer Pressemitteilung verkündet: „Der IBM-Großrechner zEnterprise EC12 kann mit Hilfe der eingebauten weltweit schnellsten Prozessoren eine Arbeitslast von bis zu 78.000 Millionen Instruktionen pro Sekunde (MIPS) bewältigen.“

Mehr als 700 Gigabyte Arbeitsspeicher, rund einhundertmal mehr als ein moderner Heim-PC, hat der Computer, der einen mittleren bis hohen siebenstelligen Betrag gekostet hat. Mehr möchte Bernd Pohlmeyer, 52, nicht verraten. Er trägt einen Doktortitel in Physik, ist der für das Rechenzentrum zuständige Referent und damit einer der wenigen, die den hochgradig gesicherten Raum betreten dürfen.

Millionen von Kranken- und Rentenversicherungskonten bearbeitet der Computer und mehr als zwei Millionen Arbeitgeberkonten für die Minijob-Zentrale. Tagsüber blinken die Lämpchen, weil viele der rund 10 000 Sachbearbeiter aus den etwa 100 Außendienststellen auf die Konten zugreifen. Wenn die Mitarbeiter frei haben, nachts und am Wochenende, blinken die Lämpchen immer noch. Dann „ist der Rechner auch im Hochbetrieb“, erklärt Pohlmeyer – um die bewegten und neu eingegebenen Daten zu verarbeiten und zu sichern.

Dafür, dass diese nicht verloren gehen und Noura Said stets darauf zugreifen kann, wenn sich ein Kunde zu ihr setzt, ist der Computer selbst abgesichert: mit zwei Netzteilen statt nur einem, mit zwei Stromanschlüssen und -kreisläufen oder zwei geschlossenen Wasserkreisläufen zur Kühlung. Alles ist doppelt ausgelegt. Vier Jahre lang – wie sein Vorgänger auch – soll der zEnterprise EC12 seinen Dienst verrichten, dann wird er ersetzt. Ohne den Computer, sagt Said, „wäre das hier eine Zettelwirtschaft“, die sie sich gar nicht vorstellen möchte.

Info: „Bei IBM die Kundennummer 5.“

Auf 5,2 Millionen Renten- und Sozialversichertenkonten der Knappschaft werden regelmäßig Daten bewegt.

„Die Knappschaft hat bei IBM die Kundennummer 5“, sagt Pohlmeyer. Das Unternehmen lieferte bisher alle Großrechner.