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Unter beachtlicher Beteiligung wurde gestern die dritte Stele des Stationenweges „Jüdisches Leben in Bochum“ eingeweiht, begleitet von der Bläserklasse der Goetheschule. An der Ecke Goethe-/Schillerstraße beschreibt die Tafel, welche Familien dort gewohnt haben. Viele hatten Bedeutung im politischen und gesellschaftlichen Alltag der Stadt.

Das friedliche Miteinander im Stadtparkviertel endete jäh mit der Machtergreifung der Nazis; das Haus Goethestraße Nr. 9 wurde zu einem von zehn sogenannten Judenhäusern, in denen jüdische Bochumer ab 1939 auf engstem Raum zusammengepfercht leben mussten, bevor sie Opfer der Deportation wurden. Die Texte dieser Stele, die beispielhaft Familien von der Goethestraße vorstellen, wurden von zwei Geschichts-Projektklassen unter der Leitung der Lehrer Tobias Ossmann und Katrin Schneider erarbeitet. Darauf wies Arno Lohmann, Leiter der evangelischen Stadtakademie, hin. Die Stadtakademie macht sich seit Jahren dafür stark, dass die Geschichte jüdischen Lebens nicht in Vergessenheit gerät.

Die Stele nennt u.a. Ottilie Schoenewald mit Ehemann Siegmund; nach der Politikerin und Frauenrechtlerin, die vor der Judenverfolgung ins Ausland flüchten musste, wurden das Berufskolleg an der Wittener Straße und eine Straße in Wiemelhausen benannt. Die Erinnerungstafeln, so Bürgermeisterin Gabriele Schäfer, schildern nicht nur die Shoa und das Schicksal jüdischer Bochumer; sie zeigen auch, dass es bis 1933 ein harmonisches Zusammenleben gab; „diese Geschichte führt zurück bis ins 17. Jahrhundert, als Bochums erste Synagoge erbaut wurde“.

Die erste Stele wurde vor drei Jahren zur Erinnerung an Erich Mendel, Kantor der jüdischen Gemeinde von 1922 bis 1939, auf dem Platz vor der neuen Synagoge aufgestellt. Ein Jahr später folgte an der Schützenbahn die zweite Tafel. Sie zeigt die Anfänge jüdischen Lebens in Bochum, mit der ersten Synagoge, der ersten jüdischen Schule und dem ersten jüdischen Friedhof.