Bochum. .

Die flotte Inszenierung des diesjährigen Kinderstücks „Der Räuber Hotzenplotz“ versetzte mit seinen launigen musikalischen Einlagen, der spektakulären Bühnenmagie und dem sensationell spielfreudigen Ensemble alle Generationen im Schauspielhaus in Entzücken.

Gewaltige Maschinerie

Die gewaltige Theatermaschinerie schnurrt beim „Hotzenplotz“ wie eine Modelleisenbahn. In viel weniger als zwei rasch verstrichenen Stunden wird die wilde Geschichte vom Berufs- und Berufungs-Räuber Hotzenplotz erzählt, der die frisch geschenkte Kaffeemühle der Großmutter klaut und sich daraufhin mit dem hibbeligen Selbstjustiz-Duo Kasperl und Seppel konfrontiert sieht. Die geraten zunächst in Gefangenschaft beim Räuber und bei einem hoch aufgeschossenen Zauberer mit Kartoffelschalen-Phobie, können aber mittels einer Fee, eigener Schlauheit und viel Mut fliehen und die Geschichte einem Happy-End zuführen.

Die Stärke der Inszenierung von Regisseur Henner Kallmeyer ist, alle Mittel des Theaters hemmungslos auszuspielen. Die Bühne ist ein Superspielzeug, eine Illusionsmaschine, die durch das Live-Erlebnis, die unmittelbare Nähe und die echten Menschen viel mehr zu vermitteln weiß als jedes Special-Effect-Gewitter im Kino. Im „Hotzenplotz“ wird geflogen, gesungen, gezaubert, es blitzt, es raucht und der Boden tut sich auf - Staunenswertes und Unwahrscheinliches passiert, und doch wird das alles so erzählt, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.

Das gelingt vor allem durch die Schauspieler: Kasperl und Seppel (Marco Massafra und Torsten Flassig), einer früh ironiebegabt und schlau, der andere hyperaktiv und beherzt, helfen, wo sie können, verfügen über Mitleid und Verständnis - echte Rollenvorbilder. Roland Riebeling ist ein vergleichsweise sympathischer Räuber, kein böser Geselle, eher Opfer der Verhältnisse.

Böser da schon der Zauberer Zwackelmann (Jost Grix) mit seinen fiesen Tricks. Sie alle (und auch Barbara Hirt als Oma, Unke und Fee) nehmen Kinder und Erwachsene mit in ein Fantasieland, das eben ganz deutlich eine Theaterfantasie ist.

Das augenzwinkernd Altmodische dieses wunderbaren Theaterspaßes berührt nicht nur die kleinen Zuschauer. Theater, das lebt!