Ihr Auto findet den Weg von Leithe nach Werne schon fast von allein. 18 Kilometer liegen zwischen ihren beiden Arbeitsplätzen: Mechtild Schmitz-Leibold leitet seit den Sommerferien die Grundschulen in beiden Stadtteilen. Morgens um 7.20 Uhr beginnt ihr Arbeitstag an der Schulstraße im Westen. Und wenn, so wie gestern, noch ein Informationsabend für die Eltern ansteht, dann endet der Dienst erst nach mehr als zwölf Stunden.

Positive Schulentwicklungsplanung

Mechtild Schmitz-Leibold erlebt täglich, warum Lehrerverbände und Gewerkschaften Alarm schlagen: Seit Jahren suchen viele Grundschulen im Land vergeblich eine neue Rektorin oder Rektor. 376 Stellen sind nach Angaben des Schulministeriums derzeit nicht besetzt.

In Bochum ist die Grundschulwelt zumindest in diesem Bereich aber noch in Ordnung. „Im Moment haben wir relativ geringe Probleme“, verkündet Schulamtsdirektor Peter Heck. „Denn die Stadt hat eine positive Schulentwicklungsplanung gemacht.“

Die allerdings viele Eltern auf die Palme gebracht hat: Fünf Grundschulen wurden geschlossen oder laufen jetzt aus. Peter Heck: „Dadurch haben wir nur wenige unbesetzte Leitungsstellen.“

Während die Grundschulen Eppendorf und Von-der-Recke vor dem Aus stehen, werden drei Grundschulen derzeit kommissarisch geleitet. Auf die freie Stelle an der Amtmann-Kreyenfeld-Schule hat sich in zwei Bewerbungsverfahren niemand beworben, so dass Mechtild Schmitz-Leibold nach Werne abgeordnet wurde.

Erschwerend kommt hinzu, dass hier die Konrektorin noch in der Elternzeit ist. „Ohne die Rückmeldung aus dem Kollegium und der Elternschaft könnte man diese doppelte Belastung nicht schaffen. Sie geben einem Kraft“, sagt die erfahrende Lehrerin.“

Bereits länger als einem Jahr stehen die Wilbergschule in Riemke und die Lina-Morgenstern-Schule in Altenbochum ohne Rektor da. Daran werde sich auch zum neuen Schuljahr 2014/15 wohl nichts ändern, prophezeit Peter Heck. Er bleibt trotzdem gelassen: „Wir wissen die Schulen in guten Händen.“

In die würde die kommissarische Schulleiterin auch die Amtmann-Kreyenfeld-Schule legen. Offiziell endet ihre Amtszeit in Werne nach dem ersten Schulhalbjahr, aber insgeheim rechnet sie mit einer Verlängerung. Zumal keine Bewerbung in Sicht ist: „Aus dem Kollegium fühlt sich niemand angespornt, sich für eine Funktionsstelle zu bewerben.“ Kein Wunder: Selbst Mechtild Schmitz-Leibold bekommt für ihren Doppeljob keine zusätzliche Vergütung.