Am 8. November 2012 wird sich ein Bochumer Tankwart furchtbar erschrocken haben: Denn der Ford Kurier, der gerade von drei jungen Männern mit 395,86 Litern Benzin für 664,65 Euro betankt worden war, fuhr von seiner Tankstelle – ohne dass jemand bezahlt hatte.
Ein gutes Dutzend solcher mutmaßlich gewerbs- und bandenmäßigen Vergehen hat die drei Männer zwischen 22 und 29 Jahren nun vor das Bochumer Amtsgericht gebracht. Zwei von ihnen sitzen bereits seit fast einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Der eingangs genannte Fall war in seiner Größenordnung ein Ausrutscher nach oben, aber Treibstoffdiebstahl im Wert von weit über 300 Euro war laut der Staatsanwältin, die ihre 13 Anklagepunkte eine gute Stunde lang verlas, die Regel.
Unfälle auf der Flucht
Sie sollen Tankstellen im Ruhrgebiet angefahren sein, in Bochum, in Herne oder in Gelsenkirchen, für hunderte von Euro Benzin oder Diesel getankt haben und mit gestohlenen Nummernschildern davon gefahren sein, ohne zu bezahlen. Ihre dafür eingesetzten Kleinwagen, Kleintransporter und Mittelklasse-Limousinen hatten sie zuvor präpariert und mit Zusatztanks auf der Rückbank ausgerüstet, die sie an den Tankstellen durch das offene Autofenster füllten. Mehrfach flohen die Männer, die ohne Führerschein fuhren, vor der Polizei und wendeten auf der Flucht auf der Autobahn, rasten durch Innenstädte und verursachten Unfälle.
Der große, zusammengebundene Aktenstapel vor Richter Karl-Heinz Bösken zeugte von der Unübersichtlichkeit des Verfahrens. Er unterbrach den Prozess, der Donnerstag in einer Woche fortgeführt werden soll. Dann sollen die Angeklagten aussagen.