Bochum. .

Das Kultursponsoring der Stadtwerke per Internet-Voting bleibt DAS Gesprächsthema. Nachdem sich Anfang der Woche Vertreter/innen der Freien Szene in einem Offenen Brief in teils starker Wortwahl zu dem Thema positionierten, geht die Diskussion nicht nur in Internetforen wie Facebook oder Ruhrbarone munter weiter.

Umstritten ist nicht nur das „Wettrennen“ um Fördergelder, sondern vor allem das Verfahren, mit dem die Mittel verteilt worden sind. Weniger als die Frage, WAS förderungswürdig wäre, steht vor allem das WIE der Geldausschüttung in der Diskussion; Tenor: Chancen auf den Zuschlag hat vor allem derjenige, der sich mit Computern besser auskennt.

Konstruktive Kritik

In diesen Zusammenhang passt ein Schreiben, das die WAZ aus dem Ludwig-Steil-Haus-e.V. erreichte, einem gemeinnützigen Verein, der seit 2006 in Werne-Vollmond ehrenamtlich einen Stadtteilladen betreibt. Vorsitzender Kurt Mittag hatte schon während des Voting-Verfahrens gegenüber den Stadtwerken Kritik an dem Verfahren geübt. Das Procedere habe, sagt er, letztlich zur Folge gehabt, „dass der Verein bzw. die Initiative die meisten Stimmen erlangen konnte, deren Mitglieder bzw. Personen aus deren Umfeld im Internet aktiv waren, über möglichst viele E-Mail-Adressen verfügten und daher in der Lage waren, möglichst viele Internet-User zu mobilisieren“, so Mittag.

Im Falle des Ludwig-Steil-Haus-Vereins, der zum großen Teil mit Senioren und mit Menschen aus prekären Verhältnissen arbeite, hätten aber weniger als 15 % der Mitglieder und Besucher überhaupt einen Internet-Zugang. „Damit waren über 85 % unserer Vereinsmitglieder und der Personen aus dem Umfeld unseres Vereins von dem Voting praktisch ausgeschlossen“, erläutert Mittag. Wegen der offenbar nur unzureichend verteilten Stadtwerke-Info-Hefte samt Abstimmungs-Kärtchen hätte man auch offline keine Chance gehabt.

Die offenkundigen strukturellen Fehler des Voting-Systems sollen nach WAZ-Informationen jetzt aufgearbeitet werden. Der mit rund 20 Personen aus Politik, Sozialverbänden, Bürgern und Vereinen besetzte Beirat der Stadtwerke wird sich in den nächsten Tagen treffen, um darüber zu reden, was verbessert werden könnte. „So richtig zufrieden ist keiner mit dem 1. Versuch“, so Beiratsmitglied Hans H. Hanke auf WAZ-Anfrage.

Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion kann sich eine Projekt-Jury vorstellen, die über die Mittelverteilung auf die beantragten Projekte beschließt. Es könne allerdings nicht sein, so Hanke, dass die „gestandenen Institutionen“ der freien Szene hinter dem Fördergeld „herlaufen“ müssten.