Noch ist der ehemalige Reichspräsident Paul von Hindenburg Ehrenbürger der Stadt Bochum. Geht es jedoch nach der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) soll sich das bald ändern. Die VVN hat eine Unterschriftenaktion und eine Kampagne gestartet, Hindenburg die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen. Bochum war eine der ersten Städte, die Hindenburg 1917 zum Ehrenbürger erklärte. Das war anlässlich seines 70. Geburtstages.

Zur Begründung für die jetzt gestartete VVN-Kampagne heißt es unter anderem: „Hindenburg war einer der Initiatoren der ‘Dolchstoßlegende’, die die Reichswehr für ‘im Felde unbesiegt’ erklärte.“ Er ernannte Hitler zum Reichkanzler und arbeitete aktiv mit, als die Weimarer Republik beseitigt wurde. Seit 1917 gehört Hindenburg zum Kreis der insgesamt 13 Personen, die Ehrenbürger dieser Stadt sind. Adolf Hitler wurde diese 1984 wieder aberkannt.

Nach Recherchen der VVN erkannten von den 70er Jahren an auch etliche Städte Hindenburg die Ehrenbürgerschaft ab, etwa Dortmund und Gelsenkirchen.

Die Bochumer FDP fordert jetzt, die Ehrenbürgerschaft Hindenburgs in einer für den 100. Jahrestags des Ausbruch des 1. Weltkriegs geplanten Ausstellung des Stadtarchivs und Zentrums für Stadtgeschichte „kritisch zu beleuchten“.

Felix Haltt, Sprecher der FDP im Rat: „Für uns ist es daher entscheidend, ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu fördern und die städtische Geschichte aufzuarbeiten.“ Hindenburg verkörpere eine Gesinnung, die mit dem „freiheitlich-demokratischen Wertekanon“ unserer Tage nicht zu vereinbaren sei. Zur konkreten VVN-Forderung meint die FDP, dass es besser sei über die Bochumer Ehrenbürger etwa auf der Internetseite der Stadt zu informieren. Die Aberkennung mache wenig Sinn, weil Hindenburgs Ehrenbürgerschaft ohnehin mit seinem Tod erloschen sei. Dieser Logik nach aber hätte Bochum überhaupt keine Ehrenbürger mehr, denn auch die anderen sind längst verstorben – zuletzt der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Claus 1985.