Fast hätte es diese Oper gar nicht gegeben. In Genua wurden einst dem Komponisten Helmut Lachenmann wichtige Skizzen nebst einer Geige gestohlen. Erst nachdem eine Tageszeitung groß getitelt hatte „Eine Schande für Ligurien! - Luigi-Nono-Schüler bestohlen“, bekam Lachenmann die Noten zurück – die eingeschüchterten Langfinger warfen die Papiere über die Mauer eines deutschen Konsulats.

In Bochum erfährt die Komposition des 1935 in Stuttgart geborenen Lachenmanns jetzt noch mehr Glück. Nach der gefeierten Uraufführung des Bühnenwerks 1997 an der Hamburgischen Staatsoper, die auch in Paris, Stuttgart und Tokyo nachgespielt wurde, ist das Werk nun erstmals in der Raumkonzeption Lachenmanns zu erleben. Dafür erarbeitete Regie-Legende Robert Wilson ein Raum-, Bühnen,- und Lichtkonzept, das die Idee Lachenmanns, die Instrumentalisten in einem Ring um die Zuschauer zu platzieren, umsetzt. So soll in der Jahrhunderthalle ein vollständiges Eintauchen in die Musik ermöglicht werden.

Der gewaltige, quadratische Aufbau in der Jahrhunderthalle erinnert dabei an ein anatomisches Theater, in dem die Zuschauer in steilen Rängen sitzen. Robert Wilson, der eigenwillige Theatermagier aus Texas, verblüffte beim Vorgespräch mit einer scheinbar sehr bescheidenen Ankündigung. Er bemühe sich so zu inszenieren, dass die Bilder nicht das Musikhören stören. Seine Einrichtung solle wie abstrakte Malerei wirken, komme selten mit der musikalischen Vorlage übereinander. Er versuche zu ermöglichen, dass der Besucher „besser hört als mit geschlossenen Augen“ - eine große Herausforderung.

Helmut Lachenmanns Musik ist vor allem dadurch geprägt, dass kaum ein Ton auf konventionelle Weise entsteht. Der musikalische Kosmos, in dem das Märchen von Hans Christian Andersen - ergänzt um Texte von Gudrun Ensslin und Leonardo da Vinci - erzählt wird, ist bevölkert von Rauschen, Knirschen, Zischen, Ritschen von Wisch-, Klapper- und Klopfgeräuschen. „Klirrende Kälte klirrt bei mir“, so der Komponist.