Bochum. Zwei Wochen vor dem Beginn der Sondierungsgespräche zwischen IG Metall und Opel-Management um Sozialplan und Anschlussarbeitsplätze spitzen sich die Meinungsverschiedenheiten auf Arbeitnehmerseite zu. Ein Teil der Nachtschicht legte in der Nacht von Montag auf Dienstag die Arbeit nieder.

Nach einer historisch langen, 17-stündigen Belegschaftsversammlung, der längsten in der Bochumer Werks-Geschichte, hat ein Teil der Opel-Nachtschicht in der Nacht von Montag auf Dienstag von 1 bis 6 Uhr die Arbeit niedergelegt. Bei nur einer Gegenstimme habe die Schicht für den „selbstständigen Streik“, so Sprecher Steffen Reichelt, gestimmt, der an die Frühschicht weitergegeben werden sollte, wie es in einer Erklärung heißt.

Die Werksleitung sprach derweil von 140 Beschäftigten, die nach der bis 1 Uhr nachts dauernden Belegschaftsversammlung nicht an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt seien, und von einer „illegalen Arbeitsniederlegung“. Die Morgenschicht habe wieder komplett von 7 statt von 6 Uhr an gearbeitet. „Es sind in der Nacht Autos vom Band gelaufen, aber es ist ein Notprogramm gelaufen“, sagte Opel-Sprecher Alexander Bazio.

Arbeitsniederlegung kam nicht überraschend

Für Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel kam die Arbeitsniederlegung nicht unbedingt überraschend. Durchblicken lässt er, dass der Streik nicht seine Haltung widerspiegelt: „Das war eine demokratische Entscheidung. Aber ich glaube wir müssen den Weg von Verhandlungen gehen.“ Am 24. September treffen IG Metall und Opel-Management zu Sondierungsgesprächen zusammen. Ein Sprecher der IG Metall in NRW betonte, zu der Arbeitsniederlegung habe es „weder vom Betriebsrat noch von der Gewerkschaftsseite einen Aufruf gegeben“.

Produktion pro Tag liegt bei mehr als 500 Autos

Mehr als 500 Autos werden im Bochumer Werk tagtäglich produziert. Nur ein Bruchteil davon ging am Montag und in der Nacht auf Dienstag vom Band.

Dabei gehen die meisten „Einbußen“ auf das Konto der langen Belegschaftsversammlung. Eingeschränkt war allerdings auch die Nachtproduktion.

Von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts hatte die Belegschaftsversammlung gedauert, mit 17 Stunden und 51 Rednern war sie die längste in der Opel-Geschichte.

Etwa 500 Beschäftigte, so schätzt IG-Metall-Vertrauensmann Reichelt, hätten sich für eine Arbeitsniederlegung ausgesprochen. Der größere Teil davon habe dann doch die Arbeit wieder aufgenommen, etwa 140 Beschäftigte aber die gesamte Schicht hindurch nicht gearbeitet. „Es geht uns darum, endlich Druck aufzubauen und Klarheit zu bekommen. Wir wollen uns nicht weiter vertrösten lassen. Es geht um den Erhalt des Werkes und unserer Arbeitsplätze“, so Reichelt, der davon spricht, dass die Arbeitnehmervertretung in der Frage „durchaus gespalten“ sei, ob das Werk trotz der Schließungsankündigung von General Motors noch zu halten sei.

„Aber General Motors werden wir dazu nicht in Verhandlungen kriegen, sondern nur durch Druck. Und der ist erst dann da, wenn wir keine Autos bauen“, so der 38-Jährige. 2004, als das Werk schon einmal auf der „Abschussliste“ (O-Ton) gestanden habe, sei dies mit der siebentägigen Arbeitsniederlegung gelungen. Den Streik der Nachtschicht bezeichnet er als „wichtiges Signal“. Zurückhaltend gibt sich der Betriebsrat. „Wir werden die weitere Entwicklung beobachten“, so Rainer Einenkel.