Bochum. Starker Andrang am Sonntag beim „Tag des offenen Denkmals“ im Weitmarer Wasserturm, in dem seit den 70er Jahren das Forum für Puppenspielkunst heimisch ist.
Die Stiege ist steil und führt von einem leicht muffigen Flur hinauf in einen schummerigen, ausladenden Raum. Graue, meterhohe Stahlbassins füllen ihn fast komplett aus – das sind die Tanks, in denen im Weitmarer Wasserturm einst das Trinkwasser schwappte. In diesem technischen Umfeld, das etwas düster und unheimlich wirkt, gibt es aber auch eine freundliche Geisha und einen menschengroßen Kater mit blitzenden Augen, die sogleich die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: zwei Figurenspieler, die beim „Tag des offenen Denkmals“ im Deutschen Forum für Puppenspielkunst (dfp) einen so überraschenden wie faszinierenden Akzent setzten.
Neugierige Blicke
Mit ihrem Engagement am gestrigen Tag des offenen Denkmals beabsichtigten dfp-Geschäftsführerin Annette Dabs und ihr Team zweierlei. Zum einen sollte die vielfältige, aber außerhalb der Figurenspieler-Kreise kaum bekannte Arbeit des Forums vorgestellt, zum anderen das Industriedenkmal Wasserturm an sich gezeigt werden. Der Ansatz ging auf: Schon um 10 Uhr standen die ersten Neugierigen vor der Tür. Bis nachmittags hielt der Zustrom an. Es gab Figurentheater-Vorstellungen, es gab eine gruselige Lesung in den beklemmenden Keller-Gewölben und es gab Führungen durchs Haus, bei denen die Geschichte des Industriedenkmals, aber auch die Arbeit des dfp ins rechte Licht gerückt wurden.
Tatsächlich ist die bereits in den 70er Jahren erfolgte Umnutzung des 1902 erbauten Wasserturms ein frühes Beispiel für die Neuausrichtung von technischen Anlagen im Ruhrgebiet. Der Wasserspeicher war in den 1950er Jahren ausgemustert worden, stand fast 20 Jahre leer und gammelte vor sich hin. Mitte der 70er Jahre übernahm die Stadt Bochum den Turm von den Stadtwerken, renovierte das im Stil einer Gründerzeitvilla aufgeputzte Haus und brachte dort das seit 1958 in Bochum heimische „Deutsche Institut für Puppenspiel“ (DIP) unter, das 1992, nach der Wiedervereinigung, zum „Deutschen Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst“ (dfp) umgeflaggt wurde.
Zum Denkmaltag waren aber nicht nur Künstler, sondern auch viele Nachbarn aus Weitmar erschienen, um sich „ihren“ Wasserturm einmal von innen anzusehen. Außerhalb der dfp-Büros ist das Technik-Denkmal für gewöhnlich nicht zugänglich; gerade das machte den Reiz aus. Eine Besucherin war Marianne Knipping (80): Sie hatte 1949 als Auszubildende in der Verwaltung der Wasser-Gesellschaft, die in dem Turm ihre Büros hatte, angefangen: „Die Technikräume durfte ich damals nie betreten“, erzählte die Seniorin. Nun endlich war es soweit.