Bochum. Der Rettungsdienst der Bochumer Feuerwehr musste im ersten Halbjahr viel öfter ausrücken als im entsprechenden Zeitraum 2012. Es gab von Januar bis Juni schon 20 440 Fahrten - ein Anstieg um 5,3 Prozent. Gleichzeitig sorgen auch Bagatelleinsätze wegen Ölspuren und Türöffnungen für viele Arbeit. Einige Anfragen lehnt die Feuerwehr mittlerweile ab.

Der Rettungsdienst der Feuerwehr zur Versorgung von Kranken und Verunglückten hat im ersten Halbjahr 2013 deutlich mehr Einsätze fahren müssen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Wie Sprecher Simon Heußen am Dienstag auf WAZ-Anfrage sagte, seien die Rettungskräfte von Januar bis Juni 20440-mal ausgerückt - ein Zuwachs von 1279 Fahrten (5,3 %). Außerdem haben Auswertungen ergeben, dass die etwa einstündigen Einsätze eine Minute länger dauerten als zuvor. Rechnerisch bedeute dies einen weiteren Zuwachs von 424 Fahrten.

Heußen erklärt den Zuwachs damit, dass die Bürger immer älter würden und der medizinische Fortschritt zur Lebensverlängerung sich ständig weiterentwickle. Vor allem die Anzahl der Rettungsfahrten mit akut, aber nicht lebensgefährlich erkrankten Menschen hat im ersten Halbjahr stark zugenommen – um 1213 Fälle. Die Fahrten mit Patienten, die sich in akuter Lebensgefahr befanden und vom Notarzt begleitet wurden, nahmen um 328 Fälle zu. Gesunken ist nur die Anzahl der einfachen Krankentransporte mit unkritischem Hintergrund. Grund: Dabei wurde die Feuerwehr von privaten Krankentransportfirmen entlastet.

„Da binden wir sehr viel Zeit und Ressourcen“

Zusätzlich zu den immer mehr werdenden Rettungsfahrten wird die Feuerwehr auch mit so genannten Bagatelleinsätzen in Anspruch genommen. Ölspuren abstreuen, Wohnungstüren öffnen, kritische Bäume beseitigen, übermütige Katzen vom Baum retten und ausgebüxte Schlangen einsammeln - mit Vorfällen wie diesen wird die Bochumer Feuerwehr immer wieder konfrontiert. Es sind - sofern keine akute Gefahr für Leib und Leben besteht - Bagatelleinsätze, die das Arbeitspensum der 350 Feuerwehrbeamten in Bochum immer wieder erhöhen. Vor allem Ölspuren und Türöffnungen halten die Feuerwehr neben ihren Hauptaufgaben - das Löschen von Bränden und die Rettung von Schwerkranken und Verletzten - zusätzlich auf Trab. „Da binden wir sehr viel Zeit und Ressourcen“, sagte Feuerwehr-Sprecher Simon Heußen. „In der Summe nimmt das zu.“ Das seien Einsätze, die das Personal regelmäßig „belasten“.

Ein ernstes Problem seien diese Bagatelleinsätze aber nicht, weil man in einer Großstadt besser ausgestattet sei als auf dem Land, wo nur die Freiwillige Feuerwehr mit solchen Aufträge beschädigt werde.

Trotzdem hat die Bochumer Feuerwehr auf diese Bagatelleinsätze reagiert und ein „Klein-Alarm-Fahrzeug“ konzipiert. Es wurde mit dem nötigen Werkzeug und Material ausgestattet, um zum Beispiel bei einem nächtlichen Polizeieinsatz - wenn kein Schreiner zur Stelle ist - ein zerstörtes Schaufenster mit Brettern zu sichern. Das Fahrzeug steht in der Innenstadtwache. Es ist geplant, so ein Fahrzeug auch für die Feuerwehrwachen in Werne und Wattenscheid anzuschaffen.

Keine Bedenken, 112 zu wählen

Die Feuerwehr stellt klar: Wenn jemand in Not ist oder dies auch nur zu sein scheint, sollte man 112 wählen - und die Einsatzkräfte kommen. Niemand braucht Sorge zu haben, dass er Ärger oder eine Rechnung bekommt, sollte sich der Einsatz als unnötig oder der Fall als überbewertet herausstellen. Nur bei „böswillig“ herbeigeführten Schadensfällen müssten die Verursacher bezahlen.

Allerdings betont Heußen auch, dass man bestimmte Aufträge mittlerweile ablehnt, wenn keine Gefahr besteht. Wenn etwa ein Baum im heimischen Garten umzustürzen droht, ohne die Öffentlichkeit zu gefährden, soll eine Baumfällfirma kommen. Wenn ein Wespennest stört, ist ein Schädlingsbekämpfer gefragt. Wenn ein Pkw auf einer Wiese feststeckt, soll eine Abschleppfirma kommen. Und wenn ein Rohrbruch den Boden verdreckt, muss ein Handwerker her. „Wir sind nicht dazu da, den Hausflur zu wischen“, meint Heußen. Und: „Wir brechen keine Tür auf, wenn jemand den Schlüssel verloren hat.