Bochum. Reinhold Marsollek radelte 7000 Kilometer durch Skandinavien.

Was macht ein Mann, der gerade von einer 7000-Kilometer-Radtour nach Hause gekommen ist? Nun, ein Reinhold Marsollek schwingt sich sofort wieder aufs Rad und fährt in die WAZ-Redaktion, um über sein Abenteuer in Skandinavien zu berichten. „Ich bin froh, diese Reise gemacht zu haben“, bilanziert der Waldorf-Lehrer. Obwohl bei weitem nicht alles glatt lief.

Schon bei der Streckenlänge hat sich Reinhold Marsollek vertan. 10.000 Kilometer wollte er zurücklegen, am Ende waren es 3000 weniger. Unter anderem auch deshalb, weil er in Norwegen ein paar Mal abgekürzt hat. „Die Radwege dort waren einfach zu schlecht“, sagt der Grummer. „Da habe ich mir zum Beispiel den Abstecher nach Bergen gespart.“

Kein einziger Platten

„Nachtfalke“ hatte die WAZ den 59-jährigen Extremsportler mal getauft, weil er in erster Linie nachts fährt. „Dann herrscht weniger Thermik“, erklärt Marsollek. Doch Regen fällt trotzdem, und auf dieser Tour leider sehr oft, was ihm das Radfahren nicht erleichterte. Zum Schlafen – maximal vier Stunden – verschanzte er sich daher mit Vorliebe in Buswartehäuschen.

„Gut, dass ich allein gefahren bin“, scherzt Reinhold Marsollek. „Sonst gibt man schnell einem anderen die Schuld, wenn es mal nicht läuft.“ Etwa bei Verspätungen, die einen dann zu Gewaltetappen zwingen. „Die längste war 350 Kilometer lang. In 36 Stunden“, erzählt Marsollek. Doch die Verspätungen, sagt er, hatten auch ihr Gutes: „So ergaben sich wunderbare zufällige Begegnungen mit Menschen, die ich sonst nie kennen gelernt hätte.“ Denn auch darum ging es Marsollek auf seiner Tour: Freunde von früheren Reisen wieder zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen.

Abenteuerlichste Etappe mit der Bahn

Insgesamt 66 Tage war Reinhold Marsollek unterwegs, 50 davon saß er auf dem Fahrrad, auf das er große Stücke hält. „Es hat super durchgehalten“, freut er sich. Einmal musste er die Bremsbeläge wechseln, siebenmal die Kette nachspannen. Keinen einzigen Platten gab es zu flicken. Und auch die Luftpumpe hätte sich Marsollek sparen können: „Ich musste die Reifen nicht einmal aufpumpen.“

Über Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden landete Reinhold Marsollek schließlich wieder in Puttgarden (Fehmarn) auf deutschem Boden. Von dort ging es mit der Bahn zurück nach Bochum. Für Marsollek die abenteuerlichste Etappe seiner langen Tour: „Um 13 Uhr ging es los, kurz nach Mitternacht war ich nach sechsmaligem Umsteigen erst daheim. Unglaublich.“ Tja, wäre er lieber mal mit dem Rad gefahren...

Eine mögliche nächste Tour führt Reinhold Marsollek vielleicht nach Großbritannien. „Diesen Floh hat mir meine Frau ins Ohr gesetzt“, sagt er. Das nächste sportliche Ziel: Die Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer in Norwegen und Kasachstan. Denn auch darin ist Reinhold Marsollek spitze.