Stiepel. . 22 Radfahrer der St. Marien-Gemeinde machten sich gemeinsam mit Prior Pirmin auf in ein großes Abenteuer: Sie strampelten 1200 Kilometer in 12 Tagen – und stießen dabei manchmal an ihre Grenzen.

Eine Fahrt von Stiepel nach Tschenstochau, dem weltbekannten Wallfahrtsort im Süden Polens, ist für manche schon mit dem Auto eine Herausforderung. Doch mit dem Fahrrad? Unmöglich, dürften sich einige der Teilnehmer einer Radwallfahrt gedacht haben, bevor sie diese mörderische Strecke von rund 1200 Kilometern bei brütender Hitze in Angriff nahmen. Zwölf Tage und unzählige Strapazen später kamen sie tatsächlich an ihrem Ziel an. „Am Ende waren wir alle fix und fertig“, erzählt Pater Pirmin Holzschuh, Prior des Zisterzienserklosters. „Und doch hat uns diese Tour total zusammen geschweißt. Wir sind zu einer großartigen Familie geworden.“

Pater Pirmin, der dem Stiepeler Kloster seit zwei Jahren als Prior vorsteht, ist ein sportlicher Mönch. Der 45-Jährige war bereits mit dem Rad in Jerusalem. Und dennoch: Vor der Reise nach Polen beschlich den Geistlichen ein mulmiges Gefühl. „Unsere Gruppe bestand aus 23 Teilnehmern im Alter von 23 bis 67 Jahren, die sich vorher kaum kannten“, erzählt er. „Wie viele Unwägbarkeiten gibt es da! Ob die Tour funktionieren würde, habe ich vorher ehrlich nicht gewusst.“

Nach dem Reisesegen von Pater Andreas und einem Trompetensolo auf dem Kirchvorplatz machte sich die Gruppe frohgemut auf den Weg. Stramme 100 Kilometer pro Tag galt es mit Rad zu bewältigen. Wegen der Größe der Gruppe musste jede Unterkunft entlang der Strecke natürlich weit im voraus gebucht werden. Das heißt aber auch: Die Gruppe konnte sich keine größeren Pausen leisten. „Unser Tagespensum mussten wir in jedem Fall schaffen“, sagt Pater Pirmin. „Und all dies bei manchmal brütender Hitze.“

Tour unter fachkundiger Leitung

Nachdem die Gruppe zumeist in Jugendherbergen nächtigte („An die Vierer-Zimmern mussten sich einige erst gewöhnen“), ging es morgens nach einem Gottesdienst und einem Frühstück rauf auf die Sättel. „Es waren einige Berge dabei, es gab auch kleinere Stürze und jemandem ist mal schlecht geworden. Und trotzdem standen jeden Tag die 100 Kilometer auf dem Tacho.“ Ihre Tour unter fachkundiger Leitung zweier Bochumer Radler führte die Stiepeler vorbei an manch sehenswürdigen Städten wie Weimar, Dresden oder Liegnitz. „Die Städte haben wir abends natürlich noch erkundet“, sagt Pater Pirmin. „Nach einer kalten Dusche und einem guten Essen waren dafür noch Reserven vorhanden.“

Zurück ging’s mit dem Reisebus

Und am zwölften Tag ihrer Reise erreichten die Radpilger, die mittlerweile längst Freundschaft geschlossen hatten, schließlich das Ziel aller Mühen: die Schwarze Madonna, das Heiligtum von Tschenstochau. „Als wir nach zwölf Tagen da ankamen, haben alle geheult. Das war ein wirklich ergreifender Moment.“

Den langen Weg zurück mussten die Radfahrer übrigens nicht mehr strampeln: Die Mühe übernahm für sie ein geräumiger Reisebus.

Eine nächste Radwallfahrt ist derzeit noch nicht geplant. Lust auf ein neuerliches Abenteuer hat Pater Pirmin schon. „Aber nächstes Mal“, sagt er, „sollten die Etappen nicht ganz so gewaltig sein.“