Bochum.Im Gespräch mit der WAZ spricht Urbanatix-Initiator Christian Eggert über neue Wünsche nach Trainingsstätten und die Verbindung zur Jugendarbeit
Das Bochumer Kulturhauptstadtprojekt „Urbanatix“ hat sich trotz vereinzelter Unkenrufe als eines der nachhaltigsten überhaupt erwiesen. Im Herbst steigt schon die fünfte große Show mit Beteiligung von jungen Straßen-Artisten aus der Region und Weltklasse-Artisten. Die WAZ sprach mit dem Initiator Christian Eggert über die Gegenwart und die Zukunft der Show.
Sie haben ihren langjährigen Trainingsort verloren - die Marienkirche - was nun?
Christian Eggert: Zunächst sind wir mit dem Turnerleistungszentrum in Harpen gut versorgt. Ab Oktober können wir im Vorfeld der Show die neue Turbinenhalle nutzen, um schon in Originalkulissen zu probieren. Das ist großartig. Dann brauchen wir aber einen eigenen Trainingsort. Am liebsten hätten wir wieder eine nicht mehr benutzte Kirche in der Innenstadt.
Jugendarbeit trifft exzellenz-Konzept
Wie sähe die Zukunft dort aus?
Wir planen nicht nur umzuziehen, sondern auch eine konzeptionelle Neuordnung. Gedacht ist, den Trainingsbetrieb zu ergänzen um einen „Open Space“. Der würde Jugendlichen offen stehen nach dem Prinzip „Each-One-Teach-One“ - das bedeutet, jeder lehrt jedem etwas. Damit würden wir echte Jugendarbeit verbinden mit dem exzellenten Konzept von „Urbanatix“. Idealerweise finanziert durch eine Mischung aus öffentlicher Hand und Bordmitteln. Ein bisher deutschlandweit einmaliges Projekt, für das sich aber bereits andere Städte interessieren.
Wie sieht es mit dem Plan einer Zirkusschule im Westpark aus?
Da geht es weiter. Wir haben bereits ein Curriculum mit Lerninhalten entwickelt, das wir demnächst in Düsseldorf vorstellen werden.
Hobby oder Beruf?
Bringt „Urbanatix“ die regionalen Teilnehmer wirklich weiter, oder üben die dort nur ein Hobby aus?
Eine unserer jungen Artistinnen aus Herne hat sich bei drei international herausragenden Zirkusschulen beworben. Sie wurde in Montreal, Paris und Brüssel genommen. Unter hunderten Bewerbern weltweit. Drei Biker haben eine Filmfirma gegründet. Viele andere können sich mit kleineren Aufträgen ein Studium finanzieren oder auch ein bisschen mehr.
Kann man das noch mehr professionalisieren?
Mittelfristig, das heißt in eineinhalb bis zwei Jahren, denken wir über eine Tournee nach, mit knapp 20 Artisten. Das könnte in Zusammenhang mit dem Kinofilm passieren, für den es schon konkrete Pläne gibt. Das Treatment ist fertig, jetzt wird ein Regisseur gesucht.
Was macht besonders Spaß?
Die Artisten schicken Bilder aus U-Bahnhöfen der ganzen Welt. Mit der Heimmannschaft geht es im September an den Strand nach Holland. Trainieren im Sand!