Bochum.Die Ausstellung „urbEXPO 2013“ versammelt Positionen abenteuerlichen Fotografierens. Erstmals mit Sonderschau zur Architekturfotografie

Ein mit gebrochenem Vorderbein kollabiertes Klavier, zugewachsene Räume, verlassene Büros, ein bizarres leeres Theater - kaum zu glauben, dass die in der Ausstellung „urbExpo 2013 - Lost Places, Ästhetik des Verfalls & Architektur“ zu sehenden Räume wirklich existieren. Doch die 17 Fotografen waren vor Ort und haben diese „verlorenen Plätze“ fotografiert. In der Rotunde (Konrad-Adenauer-Platz 3) sind ihre Bilder von heute (Freitag, 23. August, 20 Uhr) bis zum 1. September zu sehen. Eine spektakuläre Schau.

Im letzten Jahr waren es noch neun Fotografen, die Initiator Olaf Rauch zur Debüt-Schau eingeladen hatte. Doch das Netzwerk ist gewachsen. Die meisten Teilnehmer kommen aus dem Kölner Raum, einige auch aus dem Ruhrgebiet. International wird die „urbExpo“ durch Teilnehmer aus Belgien, Holland und Luxemburg. Die Mehrzahl der Fotografen blickt dabei auf viele Veröffentlichungen zurück, einige Neulinge sind auch dabei.

Verbindend ist eine Liebe zum Verfall, der zuweilen spektakulär in Szene gesetzt wird. Viele Bilder sind effektreich bearbeitet, die bisweilen surrealen Szenerien der Lost Places noch unterstreichend. Kunsthistorisch könnte man viele der Fotografien in die Nähe klassischer Vanitas-Darstellungen rücken, andere wiederum zur Dokumentar- oder Reportagefotografie zählen. Die hohe Teilnehmerzahl sorgt dahingehend für eine gewisse Formenvielfalt, die bis hin zu fast abstrakten Positionen reicht.

In diesem Jahr kooperiert Rauch und sein Team erstmals mit dem Verein „Architekturbild“. Der ist in der Rotunde vertreten mit einer Sonderschau „Im Brennpunkt“, die Preisträger und Auszeichnungen des 10. Europäischen Architekturfotografie-Preises zeigt. Damit ergeben sich für den Besucher interessante Betrachtungsmöglichkeiten: Auf der einen Seite Architektur, die verlassen ist, verloren und aufgegeben, auf der anderen Seite solche, der das noch bevorsteht, womöglich aber erst in einer fernen Zukunft. Interessant ist in dem Zusammenhang etwa der erste Preis der „Brennpunkt“-Ausstellung. Frank Bayh und Steffi Rosenberger-Ochs haben Zelte der Stuttgart 21-Besetzer aus der Zeltstadt hinaus isoliert fotografiert und so in höchst ungewöhnlichem Blickwinkel inszeniert. Die Bilderserie ist für die „Sony World Photography Awards“, den Oscar der Fotografie (so der Stern), in der Kategorie Architektur unter die Favoriten nominiert worden.

Im Rahmenprogramm gibt es am Sonntag, 25. August, eine sehr empfehlenswerte szenische Lesung. Zu ausgewählten Fotografien von Olaf Rauch entstanden literarische Momentgeschichten der Autorin Maja Nelly Berndt. Schauspielerin Charis Nass liest und performt, Stefanie Stüber hat den Abend als Regisseurin eingerichtet. Am Dienstag, 27. August, 20 Uhr, ist der Dokumentarfilm „Geschichten hinter vergessenen Mauern“ über Leipziger Orte zu sehen.