Der rosafarbene Rennwagen legte sich in die Kurve, aber der Vorsprung war bereits zu groß. Sein Gegner, eine windschnittige Corvette, hatte die Kurve längst hinter sich und raste mit 250 km/h über die Zielgerade. Doch statt aufs Siegertreppchen mit Champagnerdusche ging es erst einmal ans Lesepult mit Mikrofon. In der ersten Runde des „Autoren(n)wettbewerbs“ im Rottstr5-Theaters schlug der Bochumer Autor Werner Streletz den Altmeister Rainer Maria Rilke um Längen – beim Autorennen an der Playstation!

Bei dieser besonderen Art des literarischen Wettbewerbs traten Mitglieder des Rottst5-Ensembles für ihren Lieblingsdramatiker im Auto-rennspiel „Need for Speed“ gegeneinander an; die Siegerprämie: ein Kurzvortrag aus dem literarischen Werk des Gewinners. Und so ergaben sich auf der virtuellen Rennpiste exotische Konstellationen: Thomas Bernhard gegen Hesse, Ernst Jandl gegen Shakespeare, oder im Rottstr.5-Hausautoren-Cup Charlene Markow gegen Carsten Marc Pfeffer - die Wendigkeit an der Spielkonsole entschied über das Darbietungs„schicksal“ großer Autoren.

Schauspieler Max Strestik, der für Streletz gekonnt das Lenkrad rotieren ließ, gab als Sieger das hauseigene Nibelungen-Stück „Volkers Lied“ zum Besten, nur um in der nächsten Runde von Shakespeare, vertreten durch Hans Dreher, abgehängt zu werden. Doch damit Rilke nicht immer das Nachsehen hatte, wechselten Fahrer und Texte und so manche Leitplanke wurde absichtlich gestreift – der Literatur zuliebe.

Ein animierender Formel 1-Kommentator, wie Max Strestik ihn beizeiten anklingen ließ, hätte dem Zuschauen des virtuellen Autorennens ein wenig mehr Pfiff verliehen. Und so daddelte sich das Rottstraßen-Ensemble für die deutschsprachige Dramatik um Kopf und Kragen, bis auch der rosa Renner von Rilke mal als Erster die Ziellinie überquerte.