Bochum. In fünf Werkstätten bauen 300 Grundschüler – 100 Kinder pro Woche – das alte Bochum wieder auf und erfahren mittelalterliches Zunftleben. Der Spaß ist groß und steht an erster Stelle

Hier wird nicht lange drumherum geredet, hier wird gestrichen, gehämmert und geschüttelt. Sarah (7) rührt mit Nachdruck in einer Schüssel und vermengt Mehl, Salz und Kleisterpulver. „Ich backe einen Kuchen, haha, einen Kleisterkuchen“, kommentiert sie. Aber, nein, nein: „Wir sind hier in einer Werkstatt und keiner Konditorei“, stellt Nicole Sehring, pädagogische Mitarbeiterin der Sternwarte Bochum, klar. Genau gesagt, die Friederika-Schüler sind in der Töpferei, um aus Salzteig einen Kerzenständer zu formen.

In fünf Werkstätten bauen 300 Grundschüler – 100 Kinder pro Woche – das alte Bochum wieder auf und erfahren mittelalterliches Zunftleben. Der Hintergrund: Die Stadt wurde durch große Brände in den Jahren 1517 und 1581 zerstört. Bis zum Ende des siebenjährigen Krieges im Jahre 1763 war Bochum verarmt und soll nur noch 30 Häuser gezählt haben.

Kortum-Plan war Grundlage

Das Konzept des Awo-Feriencamps 2013 wurde in Kooperation mit dem Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung der Sternwarte und dem Schulmuseum der Stadt Bochum entwickelt. Als Grundlage für den Wiederaufbau dient der alte Stadtplan von Carl Arnold Kortum aus dem Jahr 1790.

In der „Zimmerei“ direkt unter der Parabolantenne des Radom bauen die Kinder einige auf dem Kortum-Plan befindliche Fachwerkhäuser aus Holzlatten und Lkw-Plane in dem Maßstab 1:4 nach. Nebenan basteln sie Miniaturen derselben, um sie mit nach Hause zu nehmen. In jeder Werkstatt dürfen die Kinder ihr fertiges Produkt behalten. Das kommt gut an:„Ich fand es besonders schön in der Schmiede, weil ich dort mit einem Hammer etwas selbst herstellen konnte, das habe ich noch nie gemacht“, berichtet Liam (9). Ein Kettenanhänger aus emailliertem Kupfer, ein Döschen selbstgeschlagene Butter aus der Meierei, das Bochumer Stadtwappen aus Gips gegossen, von Hand gezogene Kerzen und geschöpftes Papier aus der Tuchmacherei. Hätte Fynn (7) die Wahl, was er am liebsten werkeln möchte, er könnte sich kaum entscheiden:„Mir macht alles Spaß, weil wir ausprobieren können, wie früher gearbeitet wurde“, sagt er. „Der Ansatz ist, stadtgeschichtliche und handwerkliche Aspekte miteinander zu verbinden“, erläutert der Leiter der Sternwarte, Thilo Elsner.

Der Spaß steht an erster Stelle

Der Spaß ist groß und steht an erster Stelle, schließlich ist es ein Ferien- und kein Lerncamp. Doch dass die Kinder nach dieser Woche eine Menge Wissen mitnehmen, erscheint zweifellos. Liam von der Friederika-Schule erklärt sogleich, was ein Kerbholz ist und überträgt es locker in die heutige Zeit. Es sei der Schuldschein, wenn jemand zum Beispiel einen HD-Fernseher auf Raten kaufe, macht er klar.