Bochum. .

Die Ruhr Kunst Museen habe eine starke Initiative gestartet: Kunstwerke im öffentlichen Raum - darunter das „Terminal“ von Richard Serra am Hauptbahnhof – sollen neu enthüllt und so zurück ins Bewusstsein geholt werden.

Die Ruhr Kunst Museen, der zur Ruhr.2010 erfolgte Zusammenschluss der Kunstmuseen im Ruhrgebiet, werden verschiedene Großkunstwerke in mehreren Städten des Reviers in einer einmaligen Aktion reinigen und sanieren, um danach mit einer symbolischen „Neuenthüllung“ die Akzente, Inhalte und das Angebot der Kunst im öffentlichen Raum hervorzuheben. Ein überaus prominentes, weil weltweit bekanntes Kunstobjekt im öffentlichen Raum ist dabei das „Terminal“ – umstritten oder geschätzt: seit 1979 hat es sich die rostige Skulptur zu einem Bochumer Markenzeichen entwickelt.

Moment des Erschreckens

Anfang der 1970er Jahre entstanden Richard Serras erste begehbare Großplastiken, und von Anfang an war ihnen ein gewisses physisches Erschreckungsmoment inne. Die Wahrnehmung von Kunst erfolgt bei diesen wuchtigen, meist in massivem Stahl ausgeführten Arbeiten nicht aus einer „sicheren Entfernung“, vielmehr wird sie von einer unmittelbaren körperlichen und physischen Erfahrung begleitet. „Im Grunde möchte ich Skulpturen machen, die für eine neue Art von Erfahrung stehen, die Möglichkeiten von Skulptur eröffnen, die es so bislang nicht gab“, so das Credo des 1939 in San Franzisko geborenen Künstlers.

Das „Terminal“ konzipierte der US-Bildhauer 1977 für die Documenta VI in Kassel - es handelt sich um vier trapezförmige Platten aus wetterfestem Cor-ten-Stahl, die sich selbst stützen. 100 Tonnen wiegt die Skulptur, deren jeweils 12 Meter hohe Stahltafeln sie wie ein Kartenhaus zusammenhalten. Instabilität, Stabilität, Schwerelosigkeit und Gewicht - das sind Serras Themen, über die man bei der Betrachtung des „Terminals“ nachdenken kann.

Wie ist das Ganze gebaut? Wie fühlt es sich an? Was für einen Bezug gibt es zu dem Ort, der die Plastik umgibt? Wie sieht das Teil im Innern aus? - All das sind Fragen, die man stellen kann/muss, wenn man Kontakt zu dem auf den ersten Blick schroffen Kunstwerk aufnehmen möchte. Erst dann - im persönlichen Auf-sich-Einlassen - gibt das „Terminal“ sein Geheimnis preis. Auch wenn die Konstruktion rein logisch nicht zusammenzupassen scheint, und die Plastik von jeder Seite anders aussieht: wenn man sie betritt und den Blick nach oben richtet, sieht man ein perfektes Quadrat, einen poetischen Ausschnitt des Himmels.

Was bei der Aufstellung vor über 30 Jahre für Erregung sorgte, ist längst in den Bochumer Alltag integriert. Das sperrige „Terminal“ hat allen –im Wortsinn – Anwürfen getrotzt. Viele, die heute an der Skulptur vorbei spazieren, ist deren Geschichte und Bedeutung nicht mehr bewusst. Hier setzen die Ruhr Kunst Museen mit ihrer „Enthüllungsaktion“ an. Am 11. Oktober ist es soweit.