Die Stiftung Overdyck richtete eine neue Diagnosegruppe ein. Dort leben Kinder, deren Wohl gefährdet ist.

Kindeswohlgefährdung – auch in Bochum kein Fremdwort. Deshalb eröffnete die Stiftung Overdyck jetzt eine neue Diagnosegruppe für Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Hell und freundlich empfängt das einstige Einfamilienhaus seine kleinen Gäste: helle Holzmöbel, buntes Bettzeug, an den Wänden Tierposter und gemalte Bilder. An einer Tür steht ein Name, an einer anderen „bitte anklopfen”.

Sie versorgen die Kinder: Gabriele Nüsperling, Eva Biller und Rebekka Poot (v.l.).
Sie versorgen die Kinder: Gabriele Nüsperling, Eva Biller und Rebekka Poot (v.l.). © WAZ

Das Haus, das zu Beginn des Jahres seinen Betrieb aufnahm, ist voll belegt. „Der Bedarf ist einfach da”, sagt Petra Hiller, die Leiterin des Kinderheimes Overdyck, das dezentralisiert in mehreren Einfamilienhäusern organisiert ist. „Eigentlich ist es traurig, dass es solche Häuser geben muss”, sagt sie. 235-mal musste das Jugendamt im Jahr 2007 Kinder aus Familien herausholen und bei Pflegeeltern und in Heimen unterbringen. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es 151. „Am Jahresende werden es wohl auch deutlich über 200 gewesen sein”, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Wir wollen, dass die Menschen sensibilisiert werden für dieses Thema, hinschauen, wenn Kinder in Not sind und uns Verdachtsmomente melden. Wir verstehen uns als Anwälte der Kinder.”

„Und wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es Einrichtungen gibt, in denen den Kindern geholfen wird”, erläutert Petra Hiller warum die Stiftung Overdyck mit diesem anonymen Haus an die Öffentlichkeit geht. Die Diplom Sozialpädagogin und ihr Team wollen zeigen, dass Kinder von überforderten Eltern oder im schlimmsten Fall misshandelte nicht abgeschoben, sondern kindgerecht und in heimeliger Atmosphäre umsorgt werden.

Petra Hiller: „Viele Kinder genießen es allein schon, dass sie regelmäßige Mahlzeiten bekommen, nach einem strukturierten Tagesablauf mit Kindergarten oder Schule und Freizeit leben können. Daneben werden sie psychologisch betreut. Und das alles mit dem Ziel, sie wieder in die Familien zurückzuführen.”