Bochum.

Ein Schiff auf einem Berg gibt es in der Bibel oder auch in Werner Herzogs „Fitzcarraldo“. Und auch in jenem Traum, der den umtriebigen Bochumer Allround-Künstler Sebastian23 zu dem kleinen Prosa-Bändchen „Das Schiff auf dem Berg“ inspirierte.

Der erfolgreiche Poetry-Slammer, Liedermacher, Theater-Abend-Erdenker und Literat hat auf 90 kleinformatigen Seiten Kindheitserinnerungen aufgeschrieben. Es geht um Schule und ein wenig Studium, um Mädchen, die Großeltern, Pubertät und Adoleszenz und um die Populärkultur der 90er Jahre.

Aufgeteilt wird das schnelle Lese-Vergnügen in Happen statt Kapitel. Denn: „Ich habe überhaupt keine Lust, meine Gedanken entlang eines roten Fadens zu sortieren oder gar eine hanebüchene Handlung zu entwickeln, um den Lesegewohnheiten zu entsprechen“, so das Erzähler-Ego, mit dem vielleicht noch einmal über postmoderne Lesegewohnheiten gesprochen werden müsste. Letztlich wird hier denn doch recht konventionell Anekdote an Anekdote gereiht, der Abschweifung bei jeder Gelegenheit gefrönt und dabei auch noch jede sprachliche Pointe mitgenommen.

Nicht jedem Leser mag es gefallen, dass die Ironie vom Autor kübelweise dosiert ist - wenn auch zumeist in der ehrenvollen Variante der Selbstironie -, und dass gleich ein ganzes Rudel an Running Gags durch den Text galoppiert.

Ein wenig schließt Sebastian23 mit seiner Prosa-Miniatur und ihrem Mix aus absurdem Witz und Melancholie- und Nostalgie-Momenten an die Texte eines Heinz Strunk an. Doch beim Bochumer scheint da, wo bei Strunk der Schmerz durchschimmert, der effektheischende Bühnenperformer durch. Bis zum letzten Satz: „Wenn Sie den letzten Satz eines Buches zuerst lesen, dann hilft Ihnen das gar nicht weiter:“