Zufrieden mit der künstlerischen Entwicklung, zufrieden mit rund 173 000 Zuschauern bei rund 70 % Auslastung – der Faktencheck nach dem Saisonende lässt Anselm Weber für die neue Spielzeit hoffen, und doch bleibt die jährlich auflaufende „Unterdeckung“ von 750 000 Euro (vor allem für Personal- und Energiekosten) ein dickes Finanzproblem des Bochumer Theaters. Immerhin: Das Schauspielhaus „an sich“ schrieb erstmals seit sieben Jahren wieder eine schwarze Null.
„This is not Detroit“
Mit Altlasten muss der Intendant also leben, gleichwohl wird die neue Spielzeit, die im Oktober anfängt, in anderer Hinsicht auch viel Neues bringen. Etwa im schauspielerischen Bereich. Mit Maja Beckmann, Werner Strenger, Nadja Robiné, Krunoslav Srebrek, Dimitrij Schaad und Ronny Miersch verlassen bewährte Kräfte das Theater; vor allem der Abschied von Maja Beckmann – die elf Jahre an der Königsallee engagiert war – schmerzt die Bochumer Theaterfreunde sehr. Allerdings ist „Ersatz“ für die Ausscheidenden schon verpflichtet, u.a. werden Günter Alt (*1961), Minna Wündrich (*1983) und Matthias Keller (*1982) das Bochumer Ensemble verstärken.
Auch in der Dramaturgie verschiebt sich einiges: Nach der Demission von Chefdramaturg Thomas Laue - er wechselt ans Schauspiel Köln - übernehmen Olaf Kröck und Sabine Reich die geschäftsführende Leitung der Dramaturgie. Neu im Team ist die Dramaturgin Kekke Schmidt, die vom Staatstheater Stuttgart an die Königsallee wechselte.
Die neue Spielzeit bringt neben Klassikern - Kleistens Amphitryon (Regie Lisa Nielebock), Schillers Don Karlos (Regie David Bösch), Ibsens Hedda Gabler und Hebbels Nibelungen (beide inszeniert von Roger Vontobel) – u.a. die Uraufführung „Es wird einmal“ von Martin Heckmann in der Regie von A. Weber. Doch neben diesem inhaltlichen ist vor allem der konzeptionelle Ansatz der Saison 2013/14 mit großer Neugierde behaftet. Ganz auf die Opel-Krise zugeschnitten, bringt das Schauspielhaus „This is not Detroit“ auf den Weg, ein Vorhaben, das bei der Spielplanvorstellung im Mai bundesweit Aufmerksamkeit erregte.
Gemeint ist ein internationales Kunst- und Kreativprojekt, das zur Bewältigung der Opel-Krise beitragen möchte. „Gefragt wird nach der Zukunft der Stadt“, so Weber. Dazu kommen Künstler, Architekten, Stadtplaner und Wissenschaftler aus Deutschland, Polen, Spanien und Großbritannien nach Bochum. Hier werden sie sich mit den Entwicklungen auseinandersetzen und Verbindungen zwischen den vier Opel-Städten Bochum, Saragossa, Gleiwitz, Ellesmere Port, ihren Einwohnern und den Belegschaften herstellen. Das Ganze soll, künstlerisch gebrochen, auf die Bühne gebracht werden.