Im Grunde kann das Jugendamt aufatmen. Heute tritt der Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung oder Tagespflegestelle für Kinder ab einem Jahr in Kraft und Bochum hat es geschafft. Die seit dem Krippengipfel von Bund, Länder und Kommunen in 2007 festgelegte Zielmarke, Plätze für 32 Prozent aller unter Dreijährigen in Nordrhein-Westfalen zu schaffen, ist erreicht.
Keine Sonderwünsche
Während es in 2007 gerade mal 420 U3-Plätze in Bochumer Kindergärten gab, sind es heute 1575. In der Tagespflege vergrößerte sich das Angebot in diesem Zeitraum von 374 auf 910 Plätze. Insgesamt können im begonnenen Kindergartenjahr 2485 Kinder unter drei Jahren betreut werden.
Individuelle Wünsche können dabei nicht immer berücksichtigt werden und dies beinhaltet der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch nicht. „Die bevorzugte Kita aussuchen – das ist ganz schwierig. Dafür ist das Gerangel um bestimmte Einrichtungen einfach zu groß“, informierte der für Kindertageseinrichtungen zuständige Jörg Klingenberg vom Jugendamt. Was die Anfahrtswege der Eltern betreffe, würde ihnen nicht zu viel zugemutet. „Ich denke, es gibt in Bochum keine Eltern, die etwa von Wattenscheid nach Langendreer fahren müssen“, so Klingenberg. Das Stundenkontingent der U3-Plätze orientiert sich am Bedarf berufstätiger Eltern: 60 Prozent sind 45 Stunden-Plätze, 37 Prozent 35-Stunden-Plätze.
Jedes Kind könne bisher vermittelt werden und darum lägen Klagen von Eltern nicht vor und seien auch nicht zu erwarten, sagte Klingenberg. In 29 Kitas wurden die Gruppen um zwei Plätze aufgestockt, sofern die Räumlichkeiten dies zuließen. Die Überbelegung sei vorerst nicht zeitlich begrenzt, fügte er an. Die Kita-Plätze seien belegt, aber es könnten im Laufe des Jahres neue hinzukommen, die sich im Bau befänden. Bei den Tagesmüttern gebe es noch ausreichend Kapazitäten. Dass sie sich oft nicht mit dem vom Jugendamt gezahlten Stundensatz von 4,20 Euro pro Stunde und Kind zufrieden gäben, sondern den Eltern mehr Geld abverlangten, könne ärgerlich sein. „Ich werde noch in diesem Jahr versuchen, dass der Stundensatz für Tagesmütter angehoben wird. Sie neigen dann vielleicht weniger dazu, ihren Stundenlohn zu erhöhen“, verspricht Klingenberg. Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Tagesmüttern sei eng, demzufolge hoffe er auf eine Lösung. „Tagesmütter wurden intensiv gefördert mit Gebrauchsgegenständen und Umbauten“, schildert er.
Der Ausbau der U3-Betreuung wird Thema bleiben. Bis 2015 soll in Bochum die Betreuungsquote auf 40 Prozent gesteigert werden.