Wann ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft helfende Hände schickt, um menschliches Leid wie Hunger, Obdachlosigkeit oder medizinische Notstände zu lindern? „Was ist eine humanitäre Krise?“ Die Eingangsfrage von Prof. Dennis Dijkzeul, Geschäftsführer des Instituts für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht bei der „Summer School“ ist nicht leicht zu beantworten. „Die Studenten sollen erfahren, wie humanitäre Krisen entstehen, wie sie sich entwickeln und welche Reaktionen sie hervorrufen“, erklärte Dijkzeul.

Ursachen könnten zum Beispiel Naturkatastrophen, wie das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 oder bewaffnete Konflikte zwischen Volks- und Religionsgruppen oder Rebellen- und Regierungstruppen, wie aktuell in Syrien sein, erläuterte er. Eskaliere die Situation, so dass viele Menschen stürben oder ihre Heimat verlassen müssten, mangelte es an lebenswichtiger Versorgung, und werde die nationale Regierung nicht Herr dieser Lage, könne von einer Krise gesprochen werden.

Wie kompliziert und langwierig humanitäre Krisen sein können, erfuhren die knapp 40 Studenten verschiedener Fachrichtungen aus unterschiedlichen Ländern ab der dritten Sitzung praktisch in einem Planspiel: Im fiktiven Petoland leben zwei Volksgruppen – die christlichen Petos und die muslimischen Sisus. Die Petos unterdrücken die Sisus schon lange, doch der fortwährende Kampf eskaliert auf Grund von Überschwemmungen und einer Silbermine auf Sisu-Gebiet. „Es gibt einen ethnischen Konflikt, die Naturkatstrophe und einen ökonomischen Konflikt“, erläuterte Anglistik- und Pädagogikstudentin Sonja Hövelmann.

In elf Gruppen bereiteten die Studenten unter Leitung von Dr. Ulla Pape die humanitäre Hilfe für Petoland vor. Fünf Nicht-Regierungsorganisationen bewarben ihre Hilfsprojekte bei den Vereinten Nationen. Vertreter der Petos und Sisus argumentierten für ihre Rechte und die Nationale Regierung und Armee von Petoland stellte Richtlinien für die Hilfe aus dem Ausland auf. Das Presseteam „Global Network News“ dokumentierte mit selbst gefilmten Nachrichtensequenzen, Interviews und Stellungnahmen. „Ich bin beeindruckt, wie weit gefächert das Feld der humanitären Hilfe ist und wie viele Fakten reinspielen, um überhaupt helfen zu können. Wer als Laie zu Hause auf dem Sofa sitzt, denkt ja oft nur, warum hilft denn niemand?!“ äußerte Laura Schulera von der Universität Bonn.

Ergänzend zum Seminar fand u. a. eine Podiumsdiskussion statt, bei der Vertreter von bekannten Hilfsorganisationen wie der Aktion Deutschland Hilft den Studenten weiteres Praxiswissen vermittelten.