Wattenscheid hat eine lange und prägende Geschichte – wer weiß schon noch, dass die Stadt ab 1554 sogar Mitglied der Hanse war? Die erste Erwähnung findet sich – wie so viele Ortsnamen in unserem Raum - im Heberegister des Klosters Werden anno 890. Damals wurde WAT als „Villa Uattanscethe“ geführt, aber auch die Namen von Stadtteilen wie Eppendorf (Abbingthorpe) oder Höntrop (Hogingthorpe) fanden schon Erwähnung. 1417 wurde Wattenscheid in den Stand einer „Freiheit“ erhoben, d.h. als Gemeinde mit stadtähnlichen Rechten geführt. Anfang des 17. Jhdts. war Wattenscheid mit 700 Einwohnern die bevölkerungsreichste Freiheit der Grafschaft Mark.
Die von Handwerk, Handel und Landwirtschaft geprägte Struktur trat mit dem aufkommenden Bergbau zunehmend in den Hintergrund. Wattenscheid gehört zu den ältesten Kohlestädten im Ruhrgebiet, bereits 1722 wurde gefördert, 1840 – in der Frühphase der Entwicklung hin zum Tiefbau – gab es bereits zwölf Bergwerke mit Namen wie Übelgünne, Storcksbank oder Maria Anna & Steinbank, mit mehreren hundert Bergleuten.
Bis 1885 hatte das seit Anfang des 19. Jahrhunderts einflussreich gewordene Amt Wattenscheid wegen der steigenden Bevölkerungszahlen der angehörigen Städten fast zwei Drittel seiner Fläche verloren. Gleichwohl sorgte das anhaltende Bevölkerungswachstum nach den Gründerjahren dafür, dass Wattenscheid am 15. Januar 1876 die Stadtrechte erhielt. 1926 kamen Munscheid und Teile von Eppendorf, Günnigfeld, Höntrop, Königssteele, Leithe, Sevinghausen und Westenfeld dazu, wodurch Wattenscheid eine kreisfreie Stadt mit über 60 000 Einwohnern wurde.
Der Bergbau prägte die Stadt bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Vor Ausbruch der Kohlekrises 1958 gingen 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung Wattenscheids „auf Zeche“, Holland, Fröhliche Morgensonne und Centrum waren Namen längst geschlossener Pütts. 1973 machte mit „Holland“ die letzte Wattenscheider Zeche dicht.
Der größte – und für viele Wattenscheider: gröbste – Eingriff in die jüngere Stadtgeschichte war die Eingemeindung nach Bochum am 1. Januar 1975. Ein Bürgerbegehren, bei dem sich 71 Prozent der Wattenscheider für die Selbstständigkeit aussprachen, scheiterte. Bis heute sind die Wunden, die die Eingemeindung bei manchen echten Wattenscheidern geschlagen, nicht restlos verheilt.