Bochum. .

Bochumer Theatergeschichten – da kann man viele erzählen! Seit das Theater anno 1918/19 eröffnete, hat es seine eigene Geschichte entwickelt, die sich, zum Teil jedenfalls, zum „Mythos Schauspielhaus“ verdichtet hat. Eine Spurensuche.

„Herz und Hund und Kunst und Leben“ heißt ein Schauspielhaus-Panoptikum durch 60 Jahre Bochumer Theatergeschichte(n), das auch in der neuen Spielzeit wieder geboten werden wird. Allzu ernst darf man das Projekt, das mit viel Devotionalien aus dem Fundus angereichert ist, aber nicht nehmen - der ausführende Künstler Hans-Peter Litscher gilt als einfallsreicher „Erfinder“, der Fakten und Fantasmen genüsslich verknüpft.

Sachdienlicher ist da das – 1999 erschienene, leider nur noch antiquarisch erhältliche – Standardwerk von Prof. em. Dr. Uwe-K. Ketelsen „Ein Theater und seine Stadt“, das nicht nur zeigt, wie sich das Modell Stadttheater entwickelte, sondern auch dezidierte Analysen der künstlerischen Konzeption der Bochumer Intendanten in Text und Bild vergegenwärtigt. Der Wandel des Aufführungsstils kann an konkreten Beispielen verfolgt werden.

Fast 100 Jahre währt die Geschichte des Schauspielhauses mit seinem eigenem Ensemble. Angefangen hat alles mit Saladin Schmitt, dem ersten Intendanten. Sein bürgerliches Theater prägte das Schauspielhaus während der Weimarer Republik, der NS-Zeit und der ersten Nachkriegsjahre. Einen umfassenden Überblick über das künstlerische Schaffen des von jedermann nur „Herr Professor“ genannten Schmitt gibt das Buch „Blätter der Erinnerung“, das die Stadt Bochum 1964 auflegen ließ, und dessen Restbestände für schlappe 5 Euro das Stück im Stadtarchiv erhältlich sind. In verschiedenen wissenschaftlichen und feuilletonistischen Beiträgen wird die Arbeit Schmitts bewertet; sehr aufschlussreich sind die Anmerkungen von ehemaligen Bochumer Schauspielern – von Liesel Alex bis Alfred Schieske – über ihren „Chef“.

Einer, der die Bochumer Theatergeschichte aus dem Eff-Eff kannte, war der unvergessene Kurt Dörnemann (1913-2009). Der Kulturjournalist verfügte nicht nur über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz, sondern auch über ein umfängliches Theaterarchiv, das heute im Germanistischen Institut der Ruhr-Uni aufbewahrt wird. Seine Spezialität war das Aufbereiten von Nischenthemen der BO-Theatergeschichte – nachzulesen etwa in der 1990 erschienenen Broschüre „Theater im Krieg“, die für 50 Cent pro Stück im Bürgerbüro im Rathaus erhältlich ist.