Bochum. Der Bochumer Stadtpark wird zurzeit in rekordverdächtigem Ausmaß von Kaninchen in Beschlag genommen. Pünktlich zum Sommer hoppeln sie mit ihren Neugeborenen über die Wiesen und buddeln weit verzweigte unterirdische Höhlensysteme. Ihr größtes Glück: Wenigstens bis September rührt sie kein Jäger an.

Zu keiner Zeit sind im Stadtpark mehr Kaninchen unterwegs, denn im Sommer ist Hoppelsaison, vor allem der Kleinen. „Noch bis August bekommen die Weibchen pro Wurf etwa acht Junge“, sagt Jäger Felix Lueg (28). Er schätzt grob, dass derzeit 400 bis 500 Kaninchen in ihren Bauten unter den vielen Eiben und Rhododendren im Stadtpark leben – und das sei rekordverdächtig. „Sie bilden Kolonien“, erklärt er und zeigt einen großen Erdhügel unter einer Eibe. Dahinter verbergen sich etliche Eingänge zu einem groß angelegten Höhlensystem.

Lueg ist einer von zwei Männern, die im Stadtpark jagen dürfen. Der Kaninchenbestand sei in diesem Jahr besonders hoch einzuschätzen, informierte auch die Tierärztin des Veterinäramtes Annette Ferdinand. Das liege daran, dass die letzten bekannten Vorfälle etwa von Myxomatose, auch Kaninchenpest genannt, schon zwei Jahre zurücklägen, so die Tierärztin. „Eingreifen muss man eigentlich nicht, weil sich die Population durch die Krankheiten früher oder später selbstständig reguliert“, so Ferdinand.

Kaninchenpest dezimiert Bestand

Zum Glück der Kaninchenfamilien, lässt Lueg das Gewehr in der Schonzeit von März bis zum September zu Hause. „Ich dürfte zur Zeit nur die Jungtiere schießen, aber an denen ist nichts dran und nur um des Tötens Willen, das mache ich nicht “, sagt er. Seine Jagd ab Oktober habe mehrere Gründe, erklärt er, wobei Lueg auch nicht verhehlt: Kaninchenbraten schmecke ihm außerordentlich gut. „Wir schützen sie vor den Seuchen, denn umso höher die Population, desto größer ist die Ansteckungsgefahr“, sagt er. Außerdem steige bei einer großen Anzahl Kaninchen die Gefahr, dass sie auf Futtersuche in die umliegenden Gärten abwandern und frische Pflanzentriebe abknabberten.

Bei der Stadt ist dieses Problem bekannt. „Es gibt vereinzelt Beschwerden darüber“, sagt Gerhard Grobelny vom Ordnungsamt. Auch aus diesem Grund werde die Stadt zur kommenden Jagdsaison eine weitere Jagdgenehmigung für den Stadtpark vergeben, informiert er. Auf der Warteliste stünden aktuell 25 Interessenten.

Jagdwild im Stadtpark sind Kaninchen und Ringeltauben. „Tauben haben auf jeder Feder ein Auge, ich habe noch keine vor die Füße bekommen“, berichtet Lueg. Die Kaninchen ließen sich zwar nicht streicheln, seien aber schon an den Menschen gewöhnt. Wenn Lueg bei der Jagd eines abschieße, guckten die anderen, wegen des Knalls, wohl kurz auf, blieben dann aber auf der Wiese sitzen, schildert er.

Schwarze Kaninchen

Vereinzelt hoppeln auch schwarze Kaninchen umher. Felix Lueg erklärte, dass diese von Hauskanichen abstammten, die vielleicht irgendwann mal ausgesetzt wurden.

Im vergangenen Jahr erlegte Felix Lueg im Stadtpark insgesamt 90 Kaninchen. Ab Oktober bricht er wieder in den frühen Morgenstunden gemeinsam mit seinem Vater Heinz-Ulrich Lueg (59) auf zur Jagd. Er muss seine Stadtparktouren rechtzeitig bei der Polizei anmelden und darf nur mit kleinkalibrigen Waffen schießen.