Bochum. . Die öffentliche Aufführung des Films „Das Leben des Brian“ am Karfreitag in Bochum bleibt straffrei. Die Stadt hat das Verfahren gegen die Initiative „Religionsfrei im Revier“ eingestellt. Der Rechtsstreit ist aber nur vorläufig beendet. „Eine Fortsetzung folgt im nächsten Jahr“, kündigt Martin Budich, der Sprecher der Initiative, bereits an.

„Jeder nur ein Kreuz“: Der Monty-Python-Klassiker aus dem Jahr 1979 ist Kult. Bochumer Atheisten wollten den unfreiwilligen Messias und dessen grenzdebile Jünger auch am Karfreitag nicht missen. Im Sozialen Zentrum an der Josephstraße riefen sie zum demonstrativen Brian-Rudelgucken auf.

Für Martin Budich eine „gezielte Provokation“. Der Karfreitag sei das krassestes Beispiel für „längst überkommene klerikale Vorschriften in deutschen Gesetzen und Verordnungen. Wir lassen uns nicht zu depressivem Verhalten nötigen!“

An dem hohen Feiertag ist die Aufführung von Filmen untersagt, die das NRW-Kultusministerium als „ungeeignet“ ansieht – so auch „Das Leben des Brian“. Bewusst setzten sich die erklärten Atheisten mit ihrem Filmabend über das Feiertagsgesetz hinweg. Anlass für das städtische Rechtsamt, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Weil die Gruppe „vorsätzlich gegen das Vorführverbot verstoßen“ habe, wurden bis zu 1000 Euro Geldbuße angedroht.

Initiative stoß politische Debatte zum Feiertagsgesetz an

Der Bericht unser Mediengruppe über das Bußgeldverfahren zog weite Kreise. Medien in ganz Deutschland berichteten über die „Posse“. Die Initiative hatte damit ihr erstes Ziel erreicht: eine öffentliche Debatte über das Feiertagsgesetz anzustoßen.

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Auch die Politik wurde aktiv. Die Linken richteten eine Anfrage an den Rat. Die Grünen stellten sich gleichfalls hinter die Initiative. In einem offenen Brief an ihre Landtagsfraktion fordern sie, dass das Feiertagsgesetz überarbeitet wird. Ratsmitglied Karsten Finke: „Die sogenannten stillen Feiertage spiegeln die religiöse und kulturelle Realität hierzulande nicht mehr wider. Dass der Staat glaubt vorschreiben zu können, welche Filme zu bestimmten Zeiten ungeeignet seien, ist bizarr.

Initiative will Film 2014 in ganz NRW zeigen

„Fassungslos“ zeigte sich die Piratenpartei. „Unter Religionsfreiheit verstehen wir nicht nur die Freiheit zur Ausübung einer Religion, sondern auch die Freiheit von religiöser Bevormundung“, sagt Christina Worm, Bundestagskandidatin der Piraten. Das Feiertagsgesetz gehöre auf den Prüfstand. Das Rechtsamt solle „seinen Ermessensspielraum nutzen und komplett von einem Bußgeld absehen“.

Genau das ist passiert. In dieser Woche teilte die Stadt der Initiative mit, dass „aufgrund der Umstände des Einzelfalls“ auf eine Geldbuße verzichtet werde. „Im Wiederholungsfall“ allerdings sei „nicht mehr mit einer Verfahrenseinstellung zu rechnen“. „Das fassen wir als Versprechen auf“, konterte Martin Budich am Freitag im Gespräch mit unserer Mediengruppe.

Karfreitag 2014 werde „Brian“ noch einmal gezeigt: „nicht nur in Bochum, sondern - wie wir bereits jetzt wissen - an ganz vielen Orten in NRW. SPD und Grüne müssen sich nun entscheiden, ob das dann legal oder illegal stattfinden wird.“