Bochum.Eine außergewöhnliche Inszenierung gelingt Günfer Cölgecen in der Rotunde. Intensiv, konzentriert
„OYOYOY“ von Günfer Cölgecen ist eine dystopische Hommage ans Ruhrgebiet, die gerade in der Rotunde Premiere feierte. Die Inszenierung ist eine akustische Zumutung, die ihr Publikum nicht verstört, aber irritiert. Die Liaison aus Licht, Laut und Styropor ist zugleich Eindruck und Urteil: bedrückend, intensiv und konzentriert, formuliert mit ebenso reduzierten wie klugen Regie-Ideen.
Verzicht auf Sprache
Das Künstlerkollektiv der „Freien Radikale“ bannt und benennt den Alltag der Widersprüche und verzichtet dabei viel stärker auf semantische Sprache als klassisches Theater. Die Radikale bewegen sich mal wie Moleküle, mal wie Maschinenteile, mal wie Menschen. Das Chorkollektiv ahmt Geräusche, Laute und Klänge nach, entgrenzt und transformiert. Die akustisch evozierten Bilder tragen die leise Ahnung von Alptraum in sich.
Eine metallisch-schwere Atmosphäre breitet sich aus und legt sich in den Zuschauerraum. Die Assoziationen gehen wie ein walzendes Glissando von Bewegungen in Laute über, die wieder zu Worten, Sprachen und neuen Bildebenen werden.
Diese lärmende Unverbindlichkeit ist eindeutig erkennbar als das Ruhrgebiet und infolgedessen nicht unbedingt leicht auf andere Städte übertragbar. Cölgecens OYOYOY zeugt dabei von einem nüchtern bis negativen Stadtbild. Sind es doch stets Eindrücke eines postindustriellen städtischen Raums, der seinen Bewohnern etwas antut statt ihnen etwas zu bieten.
Dennoch haben Günfer Cölgecen und die Gruppe Freie Radikale damit eine außergewöhnliche Inszenierung geschaffen, die die Aufmerksamkeit auf das allgegenwärtige Gefühl des Ausgesetztseins in der Stadt lenkt und dabei den Blick auf Menschen, Wege, Situationen verändert. Eine gebändigte Eskalation.
WAZ-Wertung: