Bochum.Martin Steffen erzählt in einer Fotoreportage über den Alltag von Kampfsportlern in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Ein Porträt des Bochumer Fotografen
Profi-Boxkämpfe im Hinterhof, Trainingsläufe am Meer, hinter jeder zweiten Tür ein Gym. Aus dem Stadtteil Bukom in der ghanaischen Hauptstadt Accra kommen einige der besten Boxer der Welt. Boxen ist die Chance, nach oben zu kommen. Der Bochumer Fotograf Martin Steffen entdeckte diesen Ort und kam mit großartigen Bildern zurück. Sie sind jetzt in einer Ausstellung zu sehen.
Aus einer Amateur-Fotografen-Dynastie
Martin Steffen wurde 1967 in Hattingen geboren, zog früh nach Bochum, ging hier zur Schule und machte sein Abi auf der Graf-Engelbert-Schule. Schon als Siebenjähriger stand er in der Dunkelkammer im Familienkreis - „eine Amateur-Fotografen-Dynastie“, sagt er. Nach dem Abi ging er zur Ausbildung zu Lette-Verein nach Berlin, Geburtsort etwa der „Tempo“-Fotografen, wurde dann Assistent bei Star-Fotograf Jim Rakete, zwei Jahre Glamour. Nach längerer Stippvisite in Paris kehrte Steffen 1993 zurück nach Bochum - Familiengründung.
Sozial engagierter Fotograf
Seither arbeitet er vor allem von Bochum aus - und auch in Bochum. Porträts fürs Schauspielhaus, Autogrammkarten für den VfL sind Bochumer Arbeiten, daneben schafft er aber große Foto-Reportagen für Auftraggeber wie Stern, Mare oder auch internationale Hilfsorganisationen.
„Ich sehe mich eindeutig als sozial engagierter Fotoreporter“, sagt er, „Armut zu kommerzialisieren könnte ich nicht ertragen“. Seit einer Reportage über Kindersklaverei in Haiti setzt er sich für die Karibikinsel ein und fotografiert regelmäßig hierzulande auch schon mal Hochzeiten - zugunsten einer Hilfsorganisation.
Ein thematisches Steckenpferd Steffens ist der Sport. Nicht mit Teleobjektiv am Spielfeldrand, sondern als ein soziales Ereignis. Training, Vorbereitung, das Rundherum. Den Deutschland-Achter porträtierte er kürzlich auf 14 Seiten im Stern. Auch eine türkische Kreisliga-C-Mannschaft im Dortmunder Norden begleitete Steffen für eine Reportage.
Heimat aller ghanaische Weltklasseleute
Unterwegs für die Hilfsorganisation der Sternsinger entdeckte er im Sommer 2011 in Accra in einem Hinterhof einen Profi-Boxkampf und schnell auch den Stadtteil Bukom. 500 hauptberufliche Boxer gehen hier im kleinen Viertel in 40 Gyms, gerade einmal fünf davon haben ein Dach. Der Ringboden ist meistens aus Beton. Nur die Härtesten haben die Chance auf Geld und Ruhm. Die ghanaischen Weltklasse-Leute kommen aber alle hierher.
Im Frühjahr 2012 kehrte Steffen mit einem Reportageauftrag für Mare wieder zurück, fotografierte die meist jungen Kämpfer im Alltag. Beim Schattenboxen, beim Sparring, beim Lauf am Strand, im Kampf. In harten Schwarz-Weiß-Bildern, mit dem Sinn für „den richtigen Augenblick“. Ein wenig im Stile eines Sebastião Salgado oder anderer engagierter Fotografen aus dem Magnum-Umfeld. Sehr sehenswert.
Info:
„Bukom Fighter - Eine Fotoreportage über die Strandboxer von Accra“ umfasst 20 Bilder und wird am Freitag, 5. Juli, um 18 Uhr eröffnet.
Die Ausstellung ist bis zum 20. Juli zu sehen im Boom-Store, Konrad-Adenauer-Platz 1, während der Öffnungszeiten.
Arbeiten von Martin Steffen sind im Netz zu sehen unter: www.martinsteffen.com