Bochum.Aus einer Vielzahl von Motiven und Themen des Künstlers Micha Laury ragt das Bild des Gehirns heraus. „Human Mind Body Space“ im Kunstmuseum
Das Gehirn ist ein zentrales Motiv im Werk von Micha Laury. Es taucht an vielen Stellen, in vielen Phasen seines Künstlerlebens auf. „Human Mind Body Space“ heißt seine Schau im Kunstmuseum, allesamt Begriffe, die auch mit dem Gehirn in Verbindung stehen können. Die große Schau im Erdgeschoss des Hauses versucht einen Abriss seines multidisziplinären Werkes zu leisten und bedient sich dafür fast ausschließlich seines zeichnerischen Werkes.
Der 1946 geborenen Autodidakt fand in einem Kibbuz zur Kunst, nach einigen Irrwegen war es das Kennenlernen des revolutionären Werkes von Marcel Duchamp, das Laury früh prägte. Die Ausstellung versucht mit einer chronologisch orientierten Hängung, den wechselnden Interessensphären des seit 1974 in Paris lebenden Künstlers nachzuspüren und Kontinuitäten zu entdecken.
Mit Bildern von Dürer und da Vinci am Beginn der Schau, wird Laury in ein besonders Licht getaucht. Museumsdirektor Hans Günter Golinski sieht in ihm einen Vertreter eines universellen Kunstverständnisses. Und tatsächlich ist das Spektrum der Arbeite Laurys beachtlich. Seine Bilder behandeln den Individualismus und die Selbstzweifel einer Künstlerpersönlichkeit, kommentieren zuweilen an Goya gemahnender Grausamkeit Krieg und Gewalt oder versuchen sich in den jüngeren Arbeiten daran, die Komplexität moderner Wissenschaft sehr reduziert zu visualisieren.
Das Motiv, auf das all das anzuwenden ist, ist das Gehirn. Der als Soldat schwer kopfverletzte Künstler verarbeitet seine reale „Wunde“ immer wieder in Bildern. Eindrucksvoll: zwei Bilder, darauf zwei Gehirne, darunter einmal die Aufzeichnungen seiner Gehirnwellen aus dem Krankenhaus, auf dem anderen eine strukturell ähnliche musikalische Partitur. Bei neueren Arbeiten benennt er die internationalen Spitzenhirnforschung als Quelle.
Die Ausstellung des zeichnerischen Werkes vermag allerdings die Künstlerpersönlichkeit Micha Laury nur sehr begrenzt abzubilden. Das ist der Eindruck, der sich bei Betrachtung des Opulenten kiloschweren Kataloges aufdrängt. Die Museen in Bochum, Goch, St.Etienne und Ein Harod haben das 370-Seiten-Hardvocer (25 € in der Ausstellung, im Buchhandel dann 45 €) gemeinsam gestemmt.
In der Bochumer Schau lässt sich aber ein für das Verständnis essenzieller Blick in die Genese der Werke des israelischen Künstlers werfen.