Die Zuhörer scheinen Manfred Brix förmlich an den Lippen zu kleben. Wenn Brix redet, ist es mucksmäuschenstill. Er führt im Rahmen des Umwelttags der Stadt Bochum 28 Teilnehmer durch den Steinbruch der ehemaligen Zeche Klosterbusch.
Manfred Brix ist ehemaliger Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl der Endogenen Geologie. Stein ist seine Materie. Seinen knapp zweistündigen Vortrag gestaltet er anschaulich, frei von überfordernden Fachbegriffen und hat immer wieder Zeit für Fragen. Ein Teilnehmer möchte wissen, warum denn eine Zeche einen Steinbruch damals gebraucht hat. „Um die entstandenen Hohlräume zu füllen,“ seine knappe Antwort.
Seine Zuhörer sind alles andere als Laien, wie Gabriele Wolf von der Stadt Bochum erklärt: „Viele der Teilnehmer haben einen Bezug zu seinen wissenschaftlichen Themengebieten. Im Ruhrgebiet kommt man einfach um Kohle und Stein nicht herum.“
Ein Hingucker: der Stockumer Sattel
Auf Jost Seegatz trifft dies voll und ganz zu. Der 76-Jährige Bergingenieur erklärt, warum er an der Führung durch die ehemalige Zeche Klosterbusch teilnimmt: „Ich wollte einfach mal sehen, was aus der Zeche geworden ist. Anscheinend hat sich die Natur ihren Teil wieder zurückverlangt.“ Seegatz weiter: „Solche Veranstaltungen sollte es öfters geben. Die Menschen kennen jeden Fleck auf Mallorca, aber wie es in ihrer Nachbarschaft aussieht und was man hier alles erleben kann, wissen viele nicht.“
Der Hingucker der Führung sind die offengelegte Flöze und der „Stockumer Sattel“, wo verschiedene Steinschichten auf beeindruckende Art und Weise aufeinander treffen.
Doch diese Naturschauspiele waren nicht immer so offensichtlich, wie Gabriele Wolf berichtet: „2007 war hier alles bewuchert. Wir haben dann ein Konzept entwickelt, dass die Natur, Geologie und die Tierwelt in Einklang bringt.“
Wir ist in diesem Fall die „Grüne Schule“, die neue Aufgabe der alten Zeche. Hier können sich die Biologen der Ruhr-Universität niederlassen und praxisnah arbeiten. Durch diese Zusammenarbeit haben beispielsweise 15 Bienenvölker auf dem ehemaligen Zechengelände eine neue Heimat gefunden.
Informationen wie diese machen die Führung nicht zu einem Vortrag über Stein, Kohle und Natur. Brix erzählt auch über die Geschichte eines Ortes und vermittelt damit ein Stück Zeitgeschichte.
Der Umwelttag der Stadt Bochum stand in diesem Jahr unter dem Motto „Langer Tag der StadtNatur.“ 42 Veranstaltungen umfasst dieser Tag. Die Führung war nur eine davon.