Der aus der Krümmede entkommene U-Häftling war auch am Freitag noch auf der Flucht. Mit Hochdruck wird ermittelt, wie die Panne passieren konnte. Justizminister Thomas Kutschaty, sagte gestern sein Sprecher Detlef Feige zur WAZ, sei „nicht amüsiert darüber“.
Der 25-jährige Angelo Duric, ein Niederländer, sitzt seit 9. April in der JVA. Gegen ihn (und zwei weitere Personen) ist Anklage erhoben worden wegen 27 Fällen des Wohnungseinbruchs und Trickdiebstahls in Bochum, Recklinghausen und andernorts. Außerdem sollen erbeutete Zahlungskarten eingesetzt worden sein.
Am Donnerstagvormittag - so die bisherigen Erkenntnisse der JVA - bekam er Besuch von zwei Bekannten. Diese mussten ihre Ausweise an der JVA-Pforte abgeben. Dafür bekamen sie eine metallene Kontrollmarke. Als sie die JVA wieder verlassen wollten, hatte einer der Besucher aber keine Marke mehr. Die hatte Duric gehabt und war damit kurz vorher an der Pforte aufgekreuzt. Er zeigte sie dort vor und bekam dafür den dazu passenden Ausweis des Besuchers. Damit spazierte er in die Freiheit. Das Foto auf dem Ausweis muss zumindest eine Ähnlichkeit mit ihm gehabt haben; unterstellt, dass der Vollzugsbeamte das Ausweisfoto mit dem Aussehen von Duric auch wirklich verglichen hat.
Anders als Strafgefangene müssen U-Häftlinge nicht die blau-graue Anstaltskleidung tragen. Schließlich sind sie nicht verurteilt worden. Auch weil der Flüchtige zivile Alltagskleidung trug, war er an der Pforte nicht aufgefallen.
Der Besucher, der keine Marke mehr hatte, durfte ebenfalls gehen, obwohl er mittlerweile ja auch keinen Ausweis mehr hatte. Die JVA sah keine rechtliche Handhabe, ihn festzuhalten. Der Vorfall an der Pforte hatte jedoch dazu geführt, dass wegen Duric Alarm geschlagen wurde. Wie er in den Besitz der Marke gekommen ist, wird jetzt noch intensiv ermittelt: Entweder hat er sie von dem Besucher bewusst erhalten - oder er hat sie diesem gestohlen. Die beiden Besucher sollen bisher nicht vernommen worden sein. Nur einer von ihnen soll auch bekannt sein.
Die stellvertretende JVA-Leiterin Karin Lammel ist über den Vorfall bedrückt. Der WAZ-Redaktion sagte sie am Freitag: „Dass ich mich schlecht fühle, ist keine Frage. Die Betroffenheit bei mir und in der Belegschaft ist immens hoch.“
JVA-Chef Thomas König hat Urlaub. Am Montag ist er wieder im Büro. Er wird viel zu tun haben.