Bochum. .
Ein Geschenk für Maja Beckmann: Das ist die Rolle der Iris in „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ nach dem meisterlichen Film von Aki Kaurismäki. Premiere am 2. Juni, 19 Uhr, in den Kammerspielen.
Genauer: Ein Abschiedsgeschenk für die scheidenden Darstellerin, gemacht von David Bösch, dem ebenfalls reisefreudigen bisherigen Bochumer Hausregisseur, der nun Stammkraft an der Wiener Burg wird. Die Hauptrolle ist aber nicht nur Geschenk, sondern auch eine Herausforderung, die der blonde Publikumsliebling zu meistern hat.
In den Leerstellen blühen
Denn in Kaurismäkis Film von 1990 wird wenig gesprochen. Nach 13 Minuten sagt Iris, das Mädchen aus der Streichholzfabrik, die ersten Worte. Ausgerechnet die sind in der Bochumer Fassung gestrichen, allerdings wird auf der Bühne trotzdem etwas mehr Text zu hören sein als im Film. Denn Bösch nutzt neben dem Drehbuch auch das kurze Treatment, das Kaurismäki dazu geschrieben hat. „Ein schöner Text“, findet David Bösch.
Eine Herausforderung sei es aber trotzdem, theatrale Mittel zu finden, den Film in einen Theaterabend zu übersetzen. „Was hat das Theater, was der Film nicht hat?“, hat sich Bösch gefragt und für sich mehrere Antworten gefunden. Einerseits will er „größere Bilder, krassere Bilder, emotionale Bilder“ für das Geschehen finden. Dramaturgin Sabine Reich drückt das anders aus: „Das Theater kann in den Leerstellen blühen“.
Die Handlung ist karg, „eine Babygeschichte“ (Bösch). Iris arbeitet in der Fabrik, lebt bei ihrer Familie, verliebt sich, wird schwanger, wird allerorts verstoßen und rächt sich an der Welt. Ein düsteres Märchen, von Kaurismäki lakonisch erzählt, mit einer Katie Outinen in der Hauptrolle, die quasi keine Mine verzieht. „Im Theater würde das nicht funktionieren“, glaubt der Regisseur und seine Iris, Maja Beckmann, ist entsprechend nicht eingeschüchtert von der Performance des Filmvorbilds.
Warum sind die Filmstoffe Aki Kaurismäkis so beliebt auf den Bühnen? In Bochum war vor Jahren eine glänzende Version von „I Hired a Contract Killer“ zu sehen, kürzlich gab es „Das Leben der Boheme“ im Theater Unten. Die Antwort: Es sind atmosphärische, einfache Geschichten, verortet in alltäglichen sozialen und politischen Zusammenhängen. Die Theaterfassung von „Streichholzfabrik“ solle aber humorvoller werden als der finstere Film, verspricht Bösch.
Neben der Beckmann spielen Anne Knaack als Mutter, Matthias Redlhammer als Mann und Daniel Stock als (Aarne und Simo).