„Palliativmedizin ist nicht nur Sterbebegleitung“, sagt Dirk Gellesch. „Sie hat mit dem Leben zu tun.“ Tod und Sterben, fährt der Rektor der Graf-Engelbert-Schule fort, „stehen sogar als Themen im Lehrplan.“ Nachdem in den Religionskursen der 10. Klassen bereits über Sterbehilfe gesprochen wurde, war dort nun das Palliativnetz Bochum zu Gast. Christiane Breddemann und Dr. Birgitta Behringer setzten einen Satz des Rektors in die Tat um: „„Wir müssen den Umgang mit dem Tod aus der Tabuzone herausholen.“

Nähe zur Familie ist wichtig

Breddemann („Ich liebe meinen Beruf immer noch“) ist Pflegedienstleiterin bei den Augusta Ambulanten Diensten und Ausbilderin in den stiftungseigenen Pflege-Seminaren. Dr. Birgitta Behringer arbeitet als niedergelassene Hausärztin.

„Wer hat denn schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht?“ fragten die ehemalige Engelbert-Schülerin Dr. Behringer. „Wo wollt ihr einmal sterben?“ und „Habt Ihr Angst vor dem Tod?“ Vom Siechtum und der Demenz des Großvaters war zu hören, und Annalena Helbig sprach vom zu frühen Tod der Mütter zweier Freundinnen. „Bei der einen habe ich das hautnah mitbekommen, habe sie auch nebenan im Hospiz besucht.“ Es sei kein toller Anblick gewesen, sagt sie, aber „sie sah sehr friedlich aus. Gut dass es Hospize gibt.“ Es waren nicht viele, die schon einmal Kontakt mit Sterbenden hatten.

Die Schüler stellten fest, dass vor allem Schmerzfreiheit sowie die Nähe der Familie und anderer liebender Menschen am Ende des Lebens wichtig seien. Dass in unmittelbarer Nähe der Schule das Hospiz St. Hildegard ist, wussten die meisten. Wie tief die Pflege am Ende des Lebens aber in die Persönlichkeitsrechte eingreift, war vielen nicht bewusst.

Dr. Behringer führte aus, dass Palliativmedizin (von lat. palliare = ummanteln, umhüllen) die lindernde Behandlung Todkranker sei, bei denen nichts mehr zu heilen ist. Christiane Breddemann schilderte das drastische Beispiel eines gerade 50jährigen Patienten, der voller Hoffnung alle Therapien mitgemacht hatte, schließlich aber nicht geheilt werden konnte und sich in sein Schicksal ergeben musste.

Das Palliativnetz, so lernten die Jugendlichen, betreut nicht nur die Kranken, sondern auch die Familien. „Manchmal gehen wir z.B. mit dem Hund Gassi“, so Breddemann, „oder schminken eine Frau, für die gutes Aussehen jahrzehntelang wichtiger Teil ihres Lebens war.“ Es gehe in erster Linie um Lebensqualität und ein bisschen Normalität für die kranken Menschen.Gleichermaßen berührt und betroffen sind die Jugendlichen.

Die Teilnehmer hatten frisch gebackene Kuchen in die Schule mitgebracht. Diese werden in den Pausen zugunsten des Palliativnetzes Bochum verkauft, denn das Netz, „bedankte sich Dr. Behringer, „finanziert sich ausschließlich aus Spenden.“