Bochum. .
Nermina Kukic’ und Ingmar Kurenbachs szenische Collage über die Schauspiel-Legende Dennis Hopper geriet in der Rotunde zu einer schräg-schillernden Revue der Widersprüchlichkeiten aus einem wilden Leben.
„Wer Dennis Hopper war, werden wir an diesem Abend nicht erfahren“, schreibt zur Sicherheit die für Idee, Konzept und Textfassung verantwortliche Schauspielerin Nermina Kukic im Programmheft. Mit dem Stück „Hopper“, einer Premiere des Rottstr5-Theaters im Rahmen des n.a.t.u.r.-Festivals, wurde dem entsprechend auch keine nette biografische Hommage voller nostalgischer Reminiszenzen - Born to be wild! - geboten, sondern eine beispielhafte Künstlerexistenz (re)konstruiert.
Sehnsucht nach Freiheit
Denn als Beispiel kann die Ikone des „New Hollywood“ glänzend dienen. Für Freiheitssehnsucht, die per Drogensucht in Abhängigkeit und Abgrund endet, für Fluch und Segen der Berühmtheit, für den unbedingten Willen zur künstlerischen Freiheit und deren permanente Begrenzung durch das System. All diese Widersprüchlichkeiten hat der Schauspieler, Fotograf, Regisseur und Kunstsammler Dennis Hopper (1936 bis 2010) in seinem wilden Leben ausgelotet.
Auf die Bühne bringt Kukic - Hans Dreher führt Regie - eine 90-minütige Hopper-Projektion. Zusammen mit dem in diesem Stück passabel „schauspielernden“ Theatermusiker Ingmar Kurenbach werden Fetzen aus der Biografie Hoppers collagiert.
„Ingmar, kommst Du spielen... ich spiele aber Hopper“, nölt die Kukic am Anfang, kein Zweifel also: ein Spiel. Die Accessoires sind Verkleidung, wenn’s hoch kommt, Zitate. Die Sonnenbrille, das Stirnband, die Stiefel. Keine Handlung, weder Plot noch Psychologie, der Zuschauer sieht Kukic/Kurenbach/Hopper in der Rotunde beim Naturfestival im Biotop aus Talkshows und Biografie-Anekdoten.
Das ist über die beträchtlich Länge nicht andauernd intensiv, sondern zuweilen arg gefällig, oft auch ins Selbstgefällige abdriftend. Wenn nämlich Pose und Ton eins werden und jener, dank Quentin Tarantino gut bekannter, Melange aus „Coolness“ und „Absurdität“ ein Eigenwert zugestanden wird.
Die Vielfalt der Stimmen, vom Hell-Angels-Boss über die Talkshow-O-Töne bis zu den toll recherchierten Getty-Zwillingen aus Kassel, trägt auch nicht zur Übersichtlichkeit bei. Doch diese ist offenbar ja gar nicht gewünscht in dieser letztlich schräg-schillernden Ambivalenz-Revue über eine extreme Künstlerexistenz im späten 20. Jahrhundert.