Bochum.

Das Stadtarchiv erinnert mit der Ausstellung „Zwischen Abenteuer und Provokation“ ab 12. Mai (Eröffnung 11 Uhr) an Peter Zadeck: 1972 wurde er Intendant des Schauspielhauses, und sorgte rasch für Furore. „Wir waren ein ganzer Wald von Verrückten“, erinnerte sich Ensemblemitglied Tana Schanzara.

„Peter Zadek – 1926 bis 2009 – war der dritte Intendant des Schauspielhauses.“ Wer das, und nur das, über den Theatermacher notierte, würde vermutlich auch schreiben: „Die Hölle ist ein Ort, wo’s warm ist“. Das eine stimmt wie das andere, wird aber dem jeweiligen Thema keineswegs gerecht. Was Zadek angeht, ist/war er einer, der das Theater revolutioniert hat, nicht nur die Bochumer Bühne. Überdies ist die Zeit seiner Intendanz, sind seine Inszenierungen und sein künstlerischer Impetus längst ins kollektive Gewissen Bochums eingesickert. Was man über die Hölle zum Glück nicht sagen muss.

Zwei Riesen-Egos

Das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte - greift die Bedeutung Peter Zadeks in der neuen Ausstellung „Zwischen Abenteuer und Provokation“ auf. An den Mann, der 1972 hier Intendant wurde, um am Schauspielhaus keinen – bildlich – Stein mehr auf dem anderen zu lassen. An der Königsallee versammelte er seine Theaterfamilie, machte er aus jungen Talenten die Schauspielerwunder, die uns heute noch fesseln: Hannelore Hoger, Rosel Zech, Ulrich Wildgruber, Hermann Lause oder Herbert Grönemeyer schrieben in Bochum Theatergeschichte. Das Engagement Rainer Werner Fassbinders als Hausregisseur führte schnell zum Eklat; zwei Riesen-Egos, das war einfach eines zu viel.

Die Ausstellung widmet sich mit Akribie einem Kapitel Theatergeschichte, das seit fast 40 Jahren vorbei und noch immer nicht vergessen ist. Kuratorin Petra Biederbeck und Archivarin Ursula Jennemann-Henke haben tief im Fundus gegraben, und Theaterplakate, Regiebücher, Zeitungsartikel, Fotos, Filmausschnitte und vieles mehr zurück ans Licht geholt. Worüber soll man mehr staunen? Über die schiere Wucht der Exponate (wer sich wirklich vertiefen will, sollte Zeit mitbringen) oder über die schier unglaublichen Belege schier unglaublicher Theater-Zeiten!

Radikal setzte Zadek seine Idee vom „Volkstheater“ um. Er erfand das BO-Kino und lud zum Mittagstheater ins Schauspielhaus. Bochum war mit „Kleiner Mann, was nun?“ bald in aller Munde. Aber auch in der Auseinandersetzung mit seinen „Theatergöttern“ Shakespeare, Tschechow und Ibsen brachte Zadek Legendäres hervor. „König Lear“ wurde zum Experiment im Union-Kino, „Hamlet“ in einer Fabrikhalle in Hamme aufgeführt.

Ganz viele Weißt-Du-noch?-Effekte setzt dieser Streifzug durch Bochums heiße Theaterjahre frei. Und bei nachgeborenen Theater-Fans den Wunsch: Verdammt, wäre ich gerne dabei gewesen!