Ja-Wort austauschen im schwul-lesbischen Beratungszentrum - nicht nur für gleichgeschlechtliche Partnerschaften gedacht
Von Sabine Vogt
Die Stadt Bochum ist sparsam mit der Widmung von Trauzimmern außerhalb des Standesamtes; „immer wieder lehnen wir Wünsche ab wie etwa Heiraten im Zoo oder an kommerziellen Orten wie Gaststätten.” Umso bereitwilliger eröffnete Rechtsdezernentin Diane Jägers gestern das städtische Trauzimmer bei der „Rosa Strippe”.
Nun kann in Bochum an vier Orten der Lebensbund geschlossen werden: im Rathaus, im Bergbaumuseum, in der historischen Straßenbahn und nun auch im schwul-lesbischen Beratungszentrum. Und zwar unabhängig von der sexuellen Ortierung: Hier können sowohl gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften wie heterosexuelle Ehen vor dem Standesbeamten geschlossen werden.
Seit zwei Jahren sitzt der Verein an der Kortumstraße 143, in einem 112 Jahre alten Haus. Das „Ja-Wort” kann künftig im „Raum der Geschichte(n)” ausgetauscht werden. „Attraktiv ist auch das Umfeld, der Außenbereich und das Café Freiraum für den Sektempfang mit den Hochzeitsgästen”, betonte Mitarbeiter Markus Chmielorz: „Es ist ein Zeichen für mehr Akzeptanz und Toleranz, wenn wir heute Räume öffnen”.
Es sei ein ganz normaler Vorgang, ein Trauzimmer zu widmen, versicherte Diane Jägers. Die Stadt wolle dokumentieren, dass es den Menschen diskriminierungsfrei möglich sein soll, zu äußern, welchen Lebensweg sie gehen wollen.
Jürgen Wenke, Leiter der „Rosa Strippe”, erinnerte daran, dass Schwule und Lesben längst noch nicht Hetero-Paaren gleichgestellt sind. „Die Lebenspartnerschaft ist eine Ehe dritter Klasse: Sie umfasst nicht das Erbschaftsrecht, nicht die Beamtenpension, und homosexuelle Partner behalten die Steuerklasse 1 wie Ledige.”
Zwar gibt's bislang keine Trauungstermine bei der „Rosa Strippe”, doch hoffen alle auf regen Zulauf: „Wer kommt, zeigt auch was”, meinte Wenke. Der Verein beschäftigt vier haupt- und 40 ehrenamtliche Mitarbeiter. Es kommen im Jahr 600 Klienten.