Bochum.. Ist Bochum familienfreundlich? Antworten soll ein Familien-TÜV liefern. In den nächsten vier Jahren nehmen Experten des Vereins „Familiengerechte Kommune“ die Stadt unter die Lupe. Sie erkunden, ob ausreichend für Alleinerziehende und Familien getan wird und wo es Nachholbedarf gibt.
Für Ottilie Scholz gibt’s kein Vertun: „Familienpolitik wird in Bochum traditionell großgeschrieben“, konstatiert die Oberbürgermeisterin. 107 Mio. Euro werden jährlich für Kinder, Jugend- und Familienhilfe ausgegeben. Die Fürsorge der Stadt beginne schon bei der Geburt, wenn das Jugendamt das Neugeborene willkommen heißt. Eine breit gefächerte Auswahl bei Kitas („inzwischen auch in der U3-Betreuung“) und Schulen, 40.000 Hochschüler und Studenten, Freizeithäuser, Kinder- und Seniorenbüros, fünf Familienbildungsstätten (laut Jugendamtsleiter Dolf Mehring so viele wie keine andere Gemeinde in NRW): „Familien genießen einen hohen Stellenwert“, sagt Ottilie Scholz.
Start mit Bestandsaufnahme
Doch wird Bochum den hohen Ansprüchen wirklich gerecht? Der gemeinnützige Verein „Familiengerechte Kommune“ mit Sitz in Bochum unterzieht die Stadt ab sofort einer unabhängigen Prüfung (offiziell: Auditierungsverfahren). Träger sind das NRW-Familienministerium, die Bertelsmann-Stiftung und die Gesellschaft „Beruf und Familie“. Vorsitzender ist Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Lehrstuhlinhaber für Soziologie an der Ruhr-Uni. In bundesweit 25 Städten nimmt der Verein derzeit seine Untersuchungen vor. Bochum wendet für das Audit 40.000 Euro aus dem Etat des Jugendamtes auf.
„Wir beginnen mit einer einjährigen Bestandsaufnahme“, erklärte Geschäftsführer Dr. Andreas Osner gestern bei der Vertragsunterzeichnung im Rathaus. In Gesprächen mit der Stadt, mit freien Trägern, Arbeitgebern (Stichworte: Kitas und Arbeitszeiten) und auch und vor allem mit den Bürgern und Familien werde versucht, ein Gesamtbild der Familienfreundlichkeit in Bochum zu zeichnen. Ähnlich wie bei der Debatte um den Haushalt 2012 denkt OB Scholz dabei auch an ein Bürgerforum.
"Maßnahmen" geplant
Ist klar, wie es um die Lebensumstände von Familien in unserer Stadt bestellt ist, werden die Prüfer 2014 „Maßnahmen“ empfehlen, die Bochum (auch in Konkurrenz zu den Nachbarstädten) weiter nach vorne bringen. Dazu kann der Rat eine entsprechende Vereinbarung beschließen.
Bis 2016 ist dann Zeit, die Ziele mit Hilfe der Experten anzusteuern, bestenfalls zu erreichen. Gelingt dies, darf sich Bochum mit dem Zertifikat „Familiengerechte Kommune“ schmücken.