Die Rotunde - der alte Katholikentagsbahnhof am Konrad-Adenauer-Platz - hat sich zu einer Top-Location in Bochum gemausert. Am Mittwochabend bewies sich das wieder - gleich zwei Veranstaltungen standen mehr oder weniger zeitgleich auf dem Programm.

Zunächst gab’s die Vorstellung der neuen Kunstinstallation in der nach Außen weithin sichtbaren Rundkuppel. Die animierte Projektion des Bochumer Künstlerduos Jacqueline Kraemer und Uwe Engels ist einerseits ein psychedelisch-bunter und liebreizender Hingucker, andererseits auch das erste Projekt einer neuen, hoffnungsvollen Koalition. Zukünftig wollen der Kunstverein Bochum, der Kunstverein Kulturrat und die galerie januar gemeinsam als „Kunstvereinhochdrei“ die kreisrunde Dachfensterfront bespielen.

Im Frühjahr und Herbst jeweils werden Künstler beauftragt, mittels zeitgenössischer Video- und Projektionskunst die Rotunde zu illuminieren. Kraemer & Engels’ Kussreigen „Laterna Amorica - love in the city“ spiegelt freundlich das amouröse Geschehen im nahen Bermuda3eck. Ab heute leuchtet es täglich ab 21 Uhr.

Emails an Bruce Willis

Um 20 Uhr begann im Saal die Macondo-Lesung, Gast war Tilman Rammstedt. Dessen neuer Roman hat drei Hauptfiguren: einen Bankberater, Bruce Willis und - Tilman Rammstedt. Wie das zusammengeht, ist in seinem Buch „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“ nachzulesen. Der Bachmann-Preisträger behandelt in seinem Text auf erquickliche Weise, wie sich Fiktion und die Fiktion über die Fiktion so miteinander vermengen, dass am Ende keiner mehr weiß, was los ist.

Die Handlung lässt sich nicht zusammenfassen. Startet man dennoch einen Versuch, verheddert man sich in den Erzählsträngen. Es gibt da die Figur Rammstedt, der wie im richtigen Leben Autor ist und einen Roman schreibt. Der Verlag sitzt ihm im Nacken und er braucht noch ein Happy End. Zum Personal gehören weiter ein schwerblütiger Bankberater und Bruce Willis, der Weltenretter, dem der Autor Mails schreibt, um ihn für eine Rolle im Roman zu gewinnen. Willis antwortet nicht, wird aber schließlich ohne Einverständnis in den Roman hineinerzählt.

Doch Figuren und Handlung verselbstständigen sich. Die Verwirrung ist perfekt. Und gewollt vom wirklichen Tilman Rammstedt, der genau weiß, was er tut. Höchst amüsant zelebriert er den Tod des Autors...

Einziges Manko des Buches ist der ironische Einheitston, der über weite Strecken vergnüglich daherkommt, über die gesamte Länge aber an Witz verliert.