Bochum.

Schon beim Willkommensapplaus war klar, dass dieser Abend rund werden würde: Im fast ausverkauften Schauspielhaus begrüßte das Publikum Konstantin Wecker derart herzlich, dass der Barde fast verlegen schien.

Aber sowas ist er ja gewohnt. Seit 40 Jahren ist Konstantin Wecker dabei und längst ein Markenartikel seiner selbst. Dass er sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat, ist gleichfalls auffällig. Und dass er heute, mit 65, besser ist denn je.

Niemand im Ü 55-Publikum hatte wohl ernsthaft erwartet, dass der Münchener Klassiker wie „Willy“ oder „Genug ist nicht genug“ anstimmen würde, als sei die Zeit 1980 stehengeblieben. Obwohl – Wecker erinnerte sich und das Publikum an die Künstler-für-den-Frieden-Veranstaltung 1983 im Ruhrstadion.Das Raunen zeigte, dass viele Konzertbesucher damals schon dabei waren.

Doch dieses Konzert war alles andere als Vergangenheitsbewältigung. Wecker schöpft aus einem kaum mehr überschaubaren Repertoire, und obschon seine „Wut und Zärtlichkeit“-Tournee bereits eineinhalb Jahre dauert, hatte man nicht den Eindruck, hier spule einer routiniert sein Programm ‘runter. Frisch und agil, nie um einen – auch selbstironischen – Spruch verlegen, füllte Weckers Präsenz die Bühne und den Saal. Selten, vielleicht noch bei Andrea Berg oder Udo Jürgens, hat man ein derartige Vertrautheit zwischen Publikum und Künstler gespürt. Die gegenseitige Sympathie war mit Händen zu greifen.

Brecht-Vertonungen, Lyrisches, Oldies wie „Frieden im Land“, Getragenes wie „Weil ich Dich liebe“ - alles dabei. Auch „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ fehlte nicht, das gab’s als Zugabe als schmissig-kokettes Selbstzitat. Nach fast drei (!) Stunden endete ein Abend, der nicht nur wegen der Hauptperson in Erinnerung bleiben wird, sondern auch wegen dessen perfekt aufgelegter Band. Was Jo Barnikel, Nils Tuxen und Tim Neuhaus als virtuose Multiinstrumentalisten ablieferten, war gleichfalls große Kunst!